Nach Asia-Bibi-Freispruch - Pakistan geht gegen Islamisten vor

Pakistans Führung geht gegen islamistische Gegner des Freispruchs der Christin Asia Bibi vor. Auf Verlangen der Regierung sperrte der Kurznachrichtendienst Twitter das Profil des Islamistenführers Khadim Hussain Rizvi; auch wurden laut pakistanischen Medien (Montag) mehrere tausend gewalttätige Demonstranten festgenommen.

Rizvi ist der Anführer der radikalislamischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) und Drahtzieher der dreitägigen gewaltsamen Proteste nach dem Freispruch für Asia Bibi am vergangenen Mittwoch. Unter den wegen "Vandalismus" Inhaftierten seien auch islamische Geistliche und Führungspersönlichkeiten der TLP. Von den Behörden veröffentlichte Videoaufnahmen zeigten, wie Demonstranten Autos in Brand steckten, Straßen blockierten sowie private und öffentliche Gebäude beschädigten.

Die TLP hatte die Demonstrationen nach einem am späten Freitagabend geschlossenen Abkommen mit der pakistanischen Regierung beendet. Darin stimmte die Staatsführung einer gerichtlichen Überprüfung des Freispruchs von Asia Bibi zu und sicherte zu, dass die Christin das Land nicht verlassen werde. Zudem wurde den Demonstranten Straffreiheit versprochen. Unterdessen ist der Anwalt von Asia Bibi wegen zahlreicher Morddrohungen aus Pakistan geflohen.

Blasphemie gilt im mehrheitlich islamischen Pakistan als Kapitalverbrechen. In der Praxis werden darunter verächtliche Äußerungen und Taten gegen den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed verstanden. Asia Bibi war 2009 als erste katholische Frau wegen Blasphemie angeklagt und 2010 zum Tode verurteilt worden. 2014 bestätigte ein Gericht in Lahore das Todesurteil. Im Juli 2015 ordnete ein Gericht die vorläufige Aussetzung der Vollstreckung der Todesstrafe an. Das erneute Berufungsverfahren war in den vergangenen Jahren immer wieder verzögert worden. Laut pakistanischen Medien hatten islamistische Hardliner die Richter bedroht. (KNA)