Muslimische Gläubige kehren in angegriffene Moscheen von Christchurch zurück

Gut eine Woche nach den tödlichen Anschlägen auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch haben muslimische Gläubige wieder in den Gotteshäusern beten können. Die Al-Noor-Moschee, in der es die meisten Toten gegeben hatte, wurde am Samstag wieder für die Gläubigen geöffnet. Am Sonntag konnte auch die Linwood-Moschee wieder betreten werden. Premierministerin Jacinda Ardern kündigte für kommenden Freitag eine nationale Gedenkfeier an.

Die Polizei hatte die beiden Moscheen nach den Anschlägen vom 15. März durch den australischen Rechtsextremisten Brenton Tarrant aus Sicherheitsgründen und für Ermittlungen gesperrt. Überdies wurden Reparaturarbeiten vorgenommen, um Einschusslöcher und Blutflecken zu beseitigen.

An der Wiedereröffnung der Linwood-Moschee, in der sieben der insgesamt 50 Anschlagsopfer getötet worden waren, nahm auch der Überlebende Abdul Aziz teil, der nach den Anschlägen als Held gelobt worden war. Er hatte den Attentäter aus der Moschee gejagt, in dem er ein Kreditkartenlesegerät nach ihm schmiss und damit mutmaßlich weitere Opfer verhinderte.

"Alle Erinnerungen kommen zurück", sagte der Flüchtling aus Afghanistan nach dem Betreten der Moschee. "Aber wir müssen nach vorne schauen", sagte der 48-Jährige vierfache Familienvater. "Es braucht Zeit, die Wunden zu heilen, aber wir müssen stark sein."

Neuseelands Premierministerin Ardern kündigte für kommenden Freitag eine nationale Gedenkfeier für die Opfer an. Diese soll um 10.00 Uhr (Ortszeit, 22.00 Uhr MEZ) im Hagley Park gegenüber der Al-Noor-Moschee in Christchurch stattfinden. Die Gedenkfeier sei eine Möglichkeit für alle Menschen - Neuseeländer wie auch Menschen in aller Welt - "geschlossen zusammenzukommen, um die Opfer des Terroranschlags zu würdigen", erklärte Ardern.

"In der Woche seit dem beispiellosen Terroranschlag hat es in unserem Land große Bekundungen des Beileids und des Mitgefühls gegeben", erklärte die Regierungschefin weiter. Die Gedenkveranstaltung am 29. März solle eine Möglichkeit sein, "erneut zu zeigen, dass die Neuseeländer mitfühlend, einschließend und mannigfaltig sind, und dass wir diese Werte schützen".

Premierministerin Ardern war weltweit für ihre Reaktion auf den Anschlag gelobt worden. Bei Treffen mit Hinterbliebenen der Anschlagsopfer sowie bei öffentlichen Gedenkveranstaltungen trug sie demonstrativ ein Kopftuch, außerdem brachte sie schnell eine Verschärfung der Waffengesetze auf den Weg. Der Staat übernahm die Kosten für die Beisetzung der Anschlagsopfer.

Dubai ehrte Ardern auf besondere Weise und projizierte ein Bild von ihr auf den Burdsch Chalifa, das höchste Gebäude der Welt. Das Bild zeigte Ardern, die mit einem schwarzen Kopftuch eine Muslimin umarmt, unter dem Wort "Frieden" auf Arabisch und Englisch. Dubais Herrscher Mohammed bin Raschid al-Maktum dankte Ardern für ihre Solidarität, mit der sie sich den "Respekt von 1,5 Milliarden Muslimen" weltweit verschafft habe.

Unterdessen wurden für die Familien der 50 Todesopfer im Internet etwa 10,8 Millionen Neuseeländische Dollar (6,6 Millionen Euro) gespendet. An einen Hilfsfonds auf der Internetseite GiveaLittle.co.nz gingen bis Sonntag knapp 8,3 Millionen Neuseeland-Dollar von mehr als 91.000 Spendern. Die Crowdfunding-Plattform LaunchGood.com sammelte 2,5 Millionen Neuseeland-Dollar ein, gespendet von 40.000 Menschen. (AFP)