Muslima backt sich in die Herzen der Briten

Sie quirlte, knetete, schlug sich durch elf wöchentliche Back-Shows der BBC und rührte mit ihrer offenherzigen Art ein Millionenpublikum: Am Ende gewann die 30-jährige Nadiya Jamir Hussain aus dem nordenglischen Leeds den Titel bei der beliebten Kochshow "The Great British Bake Off". Seit dem Finale am Mittwoch steht Großbritannien Kopf - und Hussain wird von einer wachsenden Twitter-Gemeinde, Politikern und Muslimen als neue Brückenbauerin zwischen den Kulturen gepriesen.

Den Sieg sicherte sich die dreifache Mutter mit einem Kuchen, der mit einem in den Farben des britischen Union Jack - Blau, Rot und Weiß - gehaltenen Sari-Gewandes dekoriert war. Dabei blieb Hussain bis zuletzt bescheiden. "Das muss ein Fehler sein", sagte sie bei der Siegerehrung und weinte vor Freude. In den Wochen zuvor hatte sie, die immer mit dem traditionellen Kopftuch am Herd stand, ein Millionenpublikum mit geistreichen Bonmots und einer schier unerschöpflichen Mimik entzückt.

In dem eigens dazu eingerichteten Blog "Many Faces of Nadiya Appreciation Blog" wuchs die Fangemeinde heran, die ihr bei den Abstimmungen schließlich auch den Sieg bescherte. 14 Millionen Zuschauer sollen die Entscheidungsschlacht am Kuchenblech gesehen haben. "Ich werde nie wieder sagen: Ich glaube nicht, dass ich es kann. Ich kann und ich werde", sagte Hussain.

Muslimvertreter und Politiker beglückwünschten Hussain und lobten sie als Vorbild. Es sei "einfach wunderbar", eine britische Muslima zu sehen, die die besten muslimischen Eigenschaften in diesem Land öffentlich herausstellt, sagte Zara Mohammed, Vizepräsidentin der Studentenvereinigung islamischer Verbände auf der Insel. Premierminister David Cameron feuerte sie nach eigenen Worten an und Finanzminister George Osborne schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: "Go, Nadiya!!" Die Chef-Feuilletonistin des "Guardian", Charlotte Higgins, schrieb vor dem Finale: "Nadiya ist die erste Britin mit Hidschab, die eine so positive, erfreuliche Rolle in der britischen Massenkultur hat."

Hussain bekundete, dass sie vor dem Finale zunächst "ein bisschen nervös war, weil mich die Leute möglicherweise sehen würden, eine Muslima mit Kopftuch, und sich fragen, ob ich backen kann". Dann stellte sie klar: "Ich bin genauso britisch wie jeder andere und ich hoffe, ich habe es bewiesen." (AFP)