Mosul-Stausee im Irak gibt 3.400 Jahre alte Stadt frei

Freiburg/Tübingen. Ein Team aus deutschen und kurdischen Archäologen hat am Tigris eine 3.400 Jahre alte Stadt freigelegt. Sie sei aufgrund extremer Trockenheit im Irak aus dem Wasser des Mosul-Stausees aufgetaucht, teilte die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg am Montag mit. Bei der ausgedehnten Stadtanlage mit Palast und mehreren Großbauten könne es sich um das alte Zachiku handeln. Dieses sei wohl ein wichtiges Zentrum im Großreich von Mittani gewesen, das von etwa 1550 bis 1350 vor Christus bestand.



Um die Ernte nicht vertrocknen zu lassen, wurden seit Dezember aus dem Mosul-Stausee, dem wichtigsten Wasserreservoir des Irak, große Mengen Wasser abgelassen und zur Bewässerung verwendet. Dadurch trat die bronzezeitliche Stadt, die vor Jahrzehnten untergegangen war, wieder an die Oberfläche. Bevor die Stadtanlage wieder im Wasser versinkt, beschlossen der kurdische Archäologe Hasan A. Qasim, Direktor der Kurdistan Archaeology Organization, und die deutschen Archäologen Ivana Puljiz von der Universität Freiburg und Peter Pfälzner von der Universität Tübingen eine gemeinsame Rettungsgrabung. Sie wurde im Januar und Februar durchgeführt.



In kurzer Zeit rekonstruierten die Forscher demnach weitgehend den Plan der Stadt. Neben einem Palast legten sie eine massive Befestigungsanlage mit Mauer und Türmen, ein monumentales, mehrstöckiges Magazingebäude sowie einen industriellen Komplex frei.



Obwohl die Bauten aus ungebrannten Lehmziegeln über 40 Jahre lang unter Wasser lagen, seien sie sehr gut erhalten gewesen. In fünf Keramikgefäßen entdeckten die Archäologen den Angaben zufolge ein Archiv mit über 100 Keilschrifttafeln. Um weitere Schäden durch den Stausee abzuwenden, seien die ausgegrabenen Gebäude mit Plastikfolie umhüllt und mit Kiesschüttungen bedeckt worden. Inzwischen ist der Fundort wieder vollständig überflutet. (epd)