Mit Terror im Alltag die Welt spalten: Manifest «Verwaltung der Barbarei» erklärt die Ziele der Terroristen

In ihrem Krieg gegen die «Kreuzfahrer» - also gegen den Westen - haben islamistische Extremisten in den vergangenen Jahren ihre Strategie geändert. Osama Bin Laden hatte mit Al-Qaida einst wichtige Symbole des Westens im Visier, das World Trade Center in New York zum Beispiel. Eine neue Generation der Islamisten setzt auf Terror im Alltag. Sie töteten Menschen in einem Museum in Tunis, an einem Strand an der Elfenbeinküste, in Kneipen in Paris, in einer Fußgängerzone in Istanbul und jetzt am Flughafen und in der Metro in Brüssel. Die Opfer sind fast immer Zivilisten.

Ihre Ideologie wird in einem arabischsprachigen Text auf 113 Seiten beschrieben, der als modernes Manifest für radikale Islamisten gilt. Der Titel des vor zehn Jahren veröffentlichten Textes lautet «Verwaltung der Barbarei» (Idarat al-Tawahhusch), der Autor ist unbekannt, sein Pseudonym heißt Abu Bakr Naji. Mit äußerst brutalen Aktionen an möglichst vielen Orten sollten alle Menschen gezwungen werden, sich auf eine Seite zu stellen, schreibt er. Ziel sei, «die Massen in den Kampf zu ziehen», ein Weltkrieg, dem sich niemand entziehen könne und an dessen Ende das islamische Kalifat stehe.

Die Kämpfe müssten sehr gewalttätig sein, so dass der Tod allgegenwärtig sei, heißt es weiter. Der Autor setzt dabei vor allem auf die Jugend, die seiner Meinung nach kämpfen will. «Araber haben schon immer gekämpft, sie kennen die Natur von Kriegen», schreibt er und spricht angesichts vieler moderater Muslime zugleich von einer «Domestizierung von Muslimen».

Das Pamphlet empfiehlt Dschihadisten, von den «Kriegen gegen die Kreuzfahrer« zu lernen. So gehe es darum, den Feind zu ermüden. Erst das mache «den Sieg in großen Schlachten möglich». Als Strategie nennt er Anschläge an allen Orten der islamischen Welt und, wenn möglich, auch in nichtislamischen Ländern. Er schreibt: «Wenn ein Badeort in Indonesien, den Kreuzfahrer besuchen, getroffen wird, müssen alle Ferienorte in allen Ländern der Welt geschützt werden». Dies steigere die Kosten deutlich. Und wenn eine Bank der Kreuzfahrer in der Türkei getroffen werde, müssten auch die anderen Banken weltweit gesichert werden. Dies bedeute eine stärkere Belastung der Wirtschaft.

Der Autor setzt darauf, dass im Lauf einer massiven Polarisierung und der immer brutaler geführten Kriege auch die moderaten Muslime merkten, «dass Amerika sie nicht beschützt» und sie sich am Ende auf die Seite der Dschihadisten schlagen müssen. (epd)

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