Mindestens 81 Tote bei Gefechten zwischen Tadschikistan und Kirgistan

Bischkek. Bei Gefechten zwischen Kirgistan und Tadschikistan sind nach Angaben beider Länder am Wochenende mindestens 81 Menschen getötet worden. Tadschikistan erklärte am Sonntag auf Facebook, es gebe 35 Tote und 25 Verletzte. Laut kirgisischem Gesundheitsministerium wurden in der an Tadschikistan grenzenden Region Batken 46 Menschen getötet und 140 weitere verletzt. Zuvor hatten sich Kirgistan und Tadschikistan gegenseitig beschuldigt, eine vereinbarte Feuerpause nicht einzuhalten. Kreml-Chef Wladimir Putin rief beide Seiten zur Deeskalation auf.



Kirgistan gab an, bei den Toten handele es sich vorwiegend um Zivilisten. Den Behörden zufolge wurden zudem vier kirgisische Soldaten vermisst. Auf tadschikischer Seite wurden den Angaben zufolge unter anderem zwölf Menschen bei einem kirgisischen Drohnenangriff auf eine Moschee getötet, sechs weitere bei einem Drohnenangriff auf eine Schule und sieben beim Beschuss eines Krankenwagens. Die Angaben konnten zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden. Am Sonntag war die Lage zunächst ruhig und schien sich zu stabilisieren.



Die Präsidenten Kirgistans und Tadschikistans hatten sich am Freitag auf eine Feuerpause geeinigt. Beide Länder warfen sich schon kurz darauf vor, die Vereinbarung verletzt zu haben. Das tadschikische Innenministerium erklärte am Samstag, dass auf seinem Staatsgebiet bei den Gefechten mehrere Zivilisten getötet worden seien, nannte aber zunächst keine konkreten Zahlen.



Kirgisischen Behörden zufolge wurden infolge des Konflikts zehntausende Menschen sicherheitshalber aus den betroffenen Regionen evakuiert. Seit Samstagabend habe es aber keine neuen Kampfhandlungen mehr gegeben. Am Sonntagmorgen hieß es von kirgisischen Grenzbehörden, die Nacht sei "ruhig, ohne Vorfälle" verlaufen. Tendenziell beruhige sich die Situation.



Der russische Präsident Putin rief die Präsidenten von Kirgistan und Tadschikistan am Sonntag in persönlichen Telefonaten dazu auf, eine "weitere Eskalation" zu vermeiden. Beide Länder sollten Maßnahmen ergreifen, um die Situation so schnell wie möglich zu lösen - und zwar "ausschließlich auf einem friedlichen, politischen und diplomatischen Weg". Moskau hatte sich zuvor bereiterklärt, bei der Suche nach einer "langfristigen" Lösung des Grenzkonflikts zu helfen.



Auch UN-Generalsekretär António Guterres forderte die Regierungen beider Länder auf, den "Dialog für eine dauerhafte Feuerpause" zu suchen. Das Auswärtige Amt in Berlin warnte vor Reisen in die betroffenen Gebiete. In den Regionen Batken und Sughd seien Kämpfe und Schusswechsel "nicht ausgeschlossen", hieß es in den am Samstag aktualisierten Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amts in Berlin zu den beiden Ländern.



Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Kirgistan und Tadschikistan sind Teil des von Russland angeführten Militärbündnisses Vertrag über kollektive Sicherheit (OVKS), liefern sich aber regelmäßig Gefechte. Kirgistan und Tadschikistan teilen eine 970 Kilometer lange Grenze, deren Verlauf zu knapp der Hälfte umstritten ist. Die Verhandlungen zur Beilegung des Grenzstreits treten seit Jahren auf der Stelle.



Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, für die beide Staaten der jeweils anderen Seite die Schuld zuweisen. Die jüngsten Grenzgefechte schüren Ängste vor der gewaltsamen Zuspitzung eines weiteren Konflikts auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, nachdem kürzlich bereits bei heftigen Kämpfen zwischen Armenien und Aserbaidschan mehr als 200 Menschen getötet worden waren. (AFP)