Migranten protestieren mit zugenähten Mündern gegen Räumung in Calais

Mehrere iranische Migranten haben im Flüchtlingslager von Calais erneut mit zugenähten Mündern gegen den Abriss von Teilen der Baracken-Siedlung protestiert. Die Männer hielten am Freitag Schilder mit Aufschriften «Stoppt die Polizei» und «Wo sind die Menschenrechte?» hoch. Sie wehren sich gegen die laufende Räumung des südlichen Teils des Camps, das wegen der prekären Lebensbedingungen als «Dschungel von Calais» bekannt ist.

Die Behörden hatten nach dem grünen Licht eines Verwaltungsgerichts am Montag mit der Teilräumung begonnen, am Anfang kam es dabei auch zu Zusammenstößen. Am Mittwoch hatten sich erstmals Männer als Zeichen des Protests die Münder zugenäht. Die Präfektur hatte daraufhin erklärt, solche extremen Schritte seien nicht gerechtfertigt.

Nach Angaben der Behörden sind 800 bis 1000 Menschen von der Räumung betroffen, Hilfsorganisationen vermuten aber deutlich mehr Menschen in dem Bereich. Der Staat hat versprochen, sie in Zentren im ganzen Land unterzubringen - viele wollen allerdings nicht aus Calais weg. In der nordfranzösischen Hafenstadt sammeln sich seit Jahren Migranten, die illegal nach Großbritannien gelangen wollen.

Unterdessen setzen sich die Schauspieler Jude Law (43), Benedict Cumberbatch (39) und andere Stars für minderjährige Flüchtlinge bei Calais ein. Die Prominenten wollen bei der Zusammenführung der gestrandeten Jugendlichen mit in Großbritannien lebenden Verwandten helfen, wie die Hilfsorganisation Citizens UK mitteilte.

Dafür habe sich unter anderem auch «Akte X»-Star Gillian Anderson (47) in einem «Buddy-System» registrieren lassen. Jeder Promi wolle sich jeweils für einen Minderjährigen stark machen und die Reise nach Großbritannien mitfinanzieren.

Citizens UK geht davon aus, dass sich rund 150 Minderjährige ohne Begleiter im Flüchtlingslager nahe der nordfranzösischen Stadt Calais aufhalten, die Familie in Großbritannien haben.

Sie sollen zu ihren Verwandten weiterreisen dürfen, wie Frankreichs Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron am Donnerstag gesagt hatten. (dpa)

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