Mehrheit der Berliner für Kopftuch tragende Lehrerinnen

Jeder zweite Berliner hat nichts gegen muslimische Lehrerinnen mit Kopftuch. 46 Prozent sind allerdings dagegen, eine solche Kopfbedeckung an staatlichen Schulen zu erlauben, wie eine Umfrage im Auftrag der «Berliner Zeitung» ergab.

Zugleich sind jüngere und ältere Hauptstädter in der Frage unterschiedlicher Auffassung: 80 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 66 Prozent der 30- bis 44-Jährigen würden ein Kopftuch akzeptieren, bei den 45- bis 59-Jährigen dagegen nur 37 Prozent sowie bei den 60-jährigen und älteren Berlinern 27 Prozent.

Unterschiede gibt es auch zwischen den christlichen Konfessionen. 58 Prozent der Katholiken haben nichts gegen ein solches Kopftuch, während 41 Prozent dagegen sind. Bei den Protestanten antworteten dagegen 45 Prozent mit Ja und 50 Prozent mit Nein auf die Frage, ob es Lehrerinnen muslimischen Glaubens gestattet sein sollte, im Unterricht an staatlichen Schulen ein Kopftuch zu tragen. Bei den konfessionslosen Berlinern lagen die Gegner mit 49 Prozent einen Prozentpunkt vor den Befürwortern.

Den gleichen Trend, wenn auch weniger ausgeprägt, gibt es bei der Frage, ob religiöse Symbole in staatlichen Einrichtungen generell erlaubt werden sollten. Dafür plädierten 40 Prozent der Befragten, während 34 Prozent dagegen waren. Die Zahl der Befürworter sank von 64 Prozent bei den 18- bis 29-Jährigen auf 27 Prozent bei den 60-jährigen und älteren Berlinern. Für die Befragung wandte sich das Meinungsforschungsinstitut Forsa Ende Juli telefonisch an 1.003 repräsentativ ausgewählte und wahlberechtigte Berliner.

Das geltende Berliner Neutralitätsgesetz verbietet Staatsdienern das Tragen religiöse Symbole. Das Bundesverfassungsgericht entschied dagegen im März, dass ein pauschales Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen nicht mit der grundgesetzlich garantierten Religionsfreiheit vereinbar ist. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) lässt derzeit die Konsequenzen für das Neutralitätsgesetz prüfen. (KNA)

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