Medien: USA wollen Prediger Gülen an Türkei ausliefern

Der türkische Prediger Fethullah Gülen könnte möglicherweise bald von den USA an die Türkei ausgeliefert werden. Dies habe US-Präsident Donald Trump am Rande des G-20-Gipfels in Argentinien in Aussicht gestellt, zitierten türkische Medien am Sonntag Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Das Weiße Haus arbeite daran, habe Trump ihm versichert, so der türkische Minister.

Die Türkei macht Gülen und dessen Anhänger für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Zehntausende Mitglieder von Gülens Hizmet-Bewegung wurden seither verhaftet beziehungsweise aus dem Staatsdienst entlassen. Der Prediger lebt seit 1999 im selbstgewählten Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Bereits im November hatten US-Medien berichtet, das Weiße Haus habe bei verschiedenen Behörden Erkundigungen über rechtliche Möglichkeiten eingezogen, Gülen außer Landes zu bekommen. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums dementierte dies damals.

Die Bewegung des um 1941 geborenen charismatischen Predigers Gülen zählt laut Schätzungen weltweit rund 10 Millionen Mitglieder, die meisten davon in der Türkei. Dort hatten die sogenannten Fethullahcis bis zum Beginn der Verfolgung durch Präsident Recep Tayyip Erdogan - mit dem Gülen lange verbündet war - ein großes Netz aus Medien- und Wirtschaftsunternehmen sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen aufgebaut. Auch international ist die Bewegung aktiv, in Deutschland etwa unterhält sie zahlreiche Schulen und Nachhilfeinstitute.

Die Gülen-Bewegung betont, sie stehe für einen toleranten und bildungsorientierten Islam. Kritiker werfen ihr hingegen vor, sie stehe in Wahrheit für ein erzkonservatives Islamverständnis und verfolge unter dem Deckmantel der religiösen Toleranz eine Agenda zur Unterwanderung von Staaten.

Die Hizmet-Bewegung in Deutschland erklärte am Abend, sie glaube nicht an die Auslieferung Gülens. Der Vorsitzende der Stiftung Dialog und Bildung, Ercan Karakoyun, sagte der "Rheinischen Post": "Die türkische Regierung verbreitet derlei Meldungen gerne, um Teilen der Bevölkerung zu signalisieren, sie stünden kurz vor einer Einigung in dem Fall. Dem ist aber nicht so."

Er habe großes Vertrauen in die US-Justiz, die sich trotz Donald Trump gerecht und unbefangen zeige, betonte Karakoyun: "Fethullah Gülen würde in der Türkei kein faires Gerichtsverfahren erhalten. Das wissen die US-Behörden. Zudem ist Gülen Besitzer einer Greencard. Und er hat kein Verbrechen begangen - weder nach türkischem noch nach amerikanischem Recht." Die Stiftung Dialog und Bildung ist die zentrale Institution der Gülen-Bewegung (Hizmet) in Deutschland. (KNA)