Massenpanik mit dutzenden Toten überschattet Trauerfeier für iranischen General Soleimani

Eine Massenpanik mit dutzenden Toten hat am Dienstag die Trauerfeierlichkeiten für den getöteten iranischen General Kassem Soleimani überschattet. Bei der Prozession in Soleimanis Heimatstadt Kerman kamen laut Rettungskräften mindestens 32 Menschen ums Leben, 190 weitere wurden verletzt. Als Reaktion auf den tödlichen US-Angriff auf den General erklärte der Iran die US-Streitkräfte zu "Terroristen". In Brüssel wollten sich die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens um eine Entschärfung des Konflikts zwischen den USA und dem Iran bemühen.

Eine riesige Menschenmenge hatte sich am Morgen in Kerman versammelt, um Soleimani zu würdigen. Die Straßen seien hoffnungslos "überfüllt" gewesen, daher sei es zu dem Unglück gekommen, sagte der Leiter der nationalen Rettungsdienste, Pir Hossein Kuliwand, im Staatsfernsehen.

Der Andrang in der Stadt im Südosten des Landes war ähnlich groß wie bei den vorherigen Zeremonien zu Ehren des getöteten Generals in Teheran und anderen Städten des Landes, an denen jeweils hunderttausende Menschen teilgenommen hatten. Soleimani sollte am Nachmittag in Kerman beerdigt werden.

Der einflussreiche General war am Freitag in Bagdad getötet worden. Soleimani hatte die für Auslandseinsätze zuständigen Al-Quds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden befehligt.

"Der Feind hat ihn zu Unrecht getötet", rief der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami, den Trauernden in Kerman zu. "Wir werden uns rächen", fügte er an die "Feinde" des Iran gerichtet hinzu. Sollte der Iran erneut angegriffen werden, "werden wir das, was sie lieben, in Brand setzen". Aus der Menge erschallten Rufe nach dem "Tod Amerikas" und dem "Tod Trumps".

Die gezielte Tötung Soleimanis hatte den Konflikt zwischen den USA und dem Iran dramatisch verschärft. Der Iran kündigte Vergeltung an und erklärte auch einen weiteren Rückzug aus dem internationalen Atomabkommen, das Teheran am Bau von Atomwaffen hindern soll.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) wollte am Dienstagnachmittag mit seinen Kollegen aus Frankreich und Großbritannien in Brüssel über die angespannte Lage im Nahen Osten beraten. Die drei Länder gehören zu den Unterzeichnern des 2015 geschlossenen Atomabkommens.

Vorerst standen die Zeichen aber weiter auf Konfrontation: Am Montag richtete die iranische Führung erneut eine scharfe Warnung an Washington. "Bedrohen Sie niemals die iranische Nation", schrieb Präsident Hassan Rohani auf Twitter als Reaktion auf die jüngste Drohung von US-Präsident Donald Trump mit Angriffen auf 52 iranische Ziele.

Das iranische Parlament beschloss ein Gesetz, das die US-Streitkräfte als "Terroristen" einstuft. Es richtet sich gegen alle US-Soldaten, die Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums sowie die Verantwortlichen für den Drohnenangriff auf Soleimani. Die Abgeordneten beschlossen außerdem, das Budget der Al-Quds-Brigaden um umgerechnet 200 Millionen Euro zu erhöhen.

Die Attacke auf den iranischen General am Flughafen von Bagdad hatte auch zu erheblichen Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Irak geführt. Die Bundeswehr verlegte deshalb einen Teil ihres Kontingents im Irak in Nachbarländer. Die 32 im zentralirakischen Tadschi stationierten Soldaten wurden nach Jordanien geflogen, wie die Bundeswehr mitteilte.

Angesichts der angespannten Lage in der Region sorgte ein Schreiben über einen angeblichen US-Truppenabzug aus dem Irak für erhebliche Verwirrung. Ein US-General in Bagdad hatte offenbar versehentlich einen Entwurf des Schreibens an die irakische Armeeführung geschickt. US-Verteidigungsminister Mark Esper stellte jedoch klar, dass derzeit kein Rückzug aus dem Irak geplant sei.

Das irakische Parlament hatte am Sonntag als Reaktion auf den Drohnenangriff in Bagdad den Abzug der ausländischen Truppen gefordert - womit insbesondere die US-Truppen gemeint waren. US-Präsident Donald Trump wies dies entschieden zurück und drohte dem Irak "sehr große" Sanktionen an, sollte Bagdad die US-Truppen des Landes verweisen. (AFP)