Marokko: Krise mit Spanien dreht sich nicht um Polisario-Chef

Rabat/Madrid. Der nach Spanien eingereiste Chef der Unabhängigkeitsbewegung Polisario für Westsahara, Brahim Ghali, ist Marokko zufolge nicht der Grund für den Streit der beiden regionalen Nachbarländer. «Die Krise dreht sich nicht um eine Person. Sie beginnt nicht mit dessen Ankunft und endet nicht mit dessen Abreise», teilte das Außenministerium in Rabat am Montag mit. Gründe seien vielmehr ein Mangel an «Vertrauen und Respekt», hieß es. «Kern der Krise sind Spaniens Hintergedanken», die in der Westsahara-Frage «feindlich» seien.



Am Dienstag ist eine Befragung Ghalis von einem Richter des Nationalen Gerichtshofs in Madrid per Videoschalte geplant. Gegen den 71-Jährigen liegen Medienberichten zufolge Anzeigen wegen Verletzungen der Menschenrechte vor. Er soll unter falschem Namen mit einem algerischen Diplomatenpass nach Spanien eingereist sein und wird seit Mitte April wegen Covid-19 und anderer Leiden in einem Krankenhaus in Logroño behandelt.



Marokko, das große Teile von Westsahara beansprucht, hatte Anfang vergangener Woche als Druckmittel die Grenzkontrollen zur spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta gelockert. Binnen 36 Stunden gelangten rund 8000 Migranten nach Ceuta. Spanien warf Marokko «Erpressung» vor.



Westsahara an der nordafrikanischen Atlantikküste war bis 1975 spanische Kolonie. Die Polisario strebt nach Unabhängigkeit. Marokko will der Region an seiner Südgrenze aber nur Autonomie zugestehen.



Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte Marokkos Anspruch im Dezember anerkannt. Die Spannungen zwischen Marokko und europäischen Ländern, die Trumps Entscheidung kritisiert hatten, nahmen daraufhin zu. So rief Rabat auch seine Botschafterin aus Berlin zurück. (dpa)