Marokko erkennt als vierter arabischer Staat in diesem Jahr Israel an

Washington. Als vierter arabischer Staat in diesem Jahr erkennt nun auch Marokko Israel an. US-Präsident Donald Trump erklärte am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter, die beiden Staaten hätten sich auf die Aufnahme "vollständiger diplomatischer Beziehungen" geeinigt - Rabat und Jerusalem bestätigten die Einigung. Washington erkennt zugleich die Souveränität Marokkos über die umkämpfte Konfliktregion Westsahara an.



Trump bezeichnete die Normalisierung der Beziehungen zwischen Marokko und Israel als "weiteren historischen Durchbruch" für Frieden im Nahen Osten. Unter US-Vermittlung hatten in den vergangenen Monaten bereits die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und der Sudan eine Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel angekündigt.



Marokkos König Mohammed VI. habe Trump in einem Telefonat zugesagt, dass sein Land "offizielle Kontakte" sowie "diplomatische Beziehungen" mit Israel "so bald wie möglich wiederaufnehmen" werde, erklärte der Königspalast. Hinsichtlich des Nahost-Konflikts hieß es in der Erklärung, dass Mohammed VI. trotz der Annäherung an Israel weiterhin die Zwei-Staaten-Lösung unterstütze.



Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begrüßte die "historische" Einigung zwischen Marokko und seinem Land. Er verwies auf die baldige Einrichtung von "Direktflügen" zwischen den beiden Ländern. Auch Ägyptens Staatschef begrüßte die geplante Annäherung: "Ich glaube, dass dies ein wichtiger Schritt ist, um mehr Stabilität und Kooperation in unserer Region zu erreichen", erklärte er auf Twitter.



Marokko und Israel hatten bereits in den 1990er Jahren Verbindungsbüros in Rabat und Tel Aviv eröffnet, sie wurden 2000 jedoch wieder geschlossen. Die radikalislamische Hamas im Gazastreifen verurteilte die Einigung. Die geplante Annäherung sei eine "politische Sünde, die der palästinensischen Sache nicht dient", sagte Hamas-Sprecher Hasem Kassem der Nachrichtenagentur AFP. Die Aufnahme offizieller Beziehungen würde Israel "ermutigen, weiterhin die Rechte unseres Volkes nicht anzuerkennen", sagte er.



Die US-Regierung nutzte offenbar die Westsahara als Anreiz für die Führung des nordafrikanischen Landes, Israel anzuerkennen. Trump erklärte am Donnerstag, seine Regierung erkenne die Souveränität Marokkos über das Gebiet an. "Marokko hat die Vereinigten Staaten im Jahr 1777 anerkannt", schrieb der abgewählte US-Präsident auf Twitter. "Es ist deswegen passend, dass wir ihre Souveränität über die Westsahara anerkennen."



Das marokkanische Außenministerium bezeichnete die Anerkennung der "marokkanischen Souveränität" über das umstrittene Gebiet als "historischen Durchbruch". Die Westsahara war bis 1975 spanische Kolonie und wurde dann größtenteils von Marokko besetzt und annektiert. Die Befreiungsbewegung Frente Polisario kämpfte gegen die Besatzung und rief 1976 mit Unterstützung Algeriens und Libyens die Demokratische Arabische Republik Sahara aus.



Marokko will dem rohstoffreichen Gebiet an der fischreichen Atlantikküste im Nordwesten Afrikas lediglich Autonomie zubilligen. Die Polisariofront fordert dagegen ein Unabhängigkeitsreferendum.



Sie kritisierte die Ankündigung am Donnerstag scharf. Die Polisario und die Regierung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara "verurteilen auf das Schärfste die Tatsache, dass der scheidende US-Präsident Donald Trump Marokko etwas zuschreibt, was dem Land nicht gehört", teilte das Informationsministerium der selbst erklärten Republik der Nachrichtenagentur AFP mit.



Die Position der Vereinten Nationen bezüglich der umstrittenen Region sei "unverändert", erklärte ein UN-Sprecher. UN-Generalsekretär António Guterres glaube weiterhin, "die Lösung" könne nur auf der Grundlage "von Resolutionen des Sicherheitsrates gefunden" werden. Die UNO ist mit der Friedensmission Minurso in der Westsahara im Einsatz, um die Einhaltung eines Waffenstillstands zu kontrollieren. Zuletzt war der ehemalige deutsche Bundespräsident Horst Köhler als UN-Gesandter in dem Konflikt aktiv. Nach Köhlers Rücktritt im Mai 2019 wurde die Position nicht wiederbesetzt. (AFP)