«Mali Blues»: Starke Stimmen und Musik gegen Terror und Korruption

Mali ist ein krisengeschütteltes Land: Terror, Korruption, Armut und Kämpfe. Vier Musiker wollen sich damit nicht abfinden. Sie erheben ihre Stimme und singen für Einheit und Frieden. Der Film «Mali Blues» begleitet sie - mit eindrücklichen Bildern und wunderbarer Musik. Von Cordula Dieckmann

Master Soumy glaubt an die Macht seiner Lieder: «Rap ist eine Musik, die die Gesellschaft ändern kann, die Mentalitäten ändern kann», ist der junge Mann aus Mali überzeugt. Ein Wandel, der seiner Ansicht nach dringend notwendig ist in dem krisengeschüttelten westafrikanischen Land.

Gemeinsam mit der Afropop-Sängerin Fatoumata Diawara, dem Grammy-nominierten Musiker Bassekou Kouyaté und dem Gitarristen Ahmed Ag Kaedi erhebt er die Stimme gegen Unterdrückung, Korruption und islamistischen Terror. Der Filmemacher Lutz Gregor hat sie porträtiert. «Mali Blues» ist ein wunderbarer Dokumentarfilm voller bunter Farben und mitreißender Musik, manchmal traurig, aber auch voller Lebensfreude und der Hoffnung, dass eines Tages doch alles gut werden könnte.

Dass die Islamisten den Norden des Landes unter ihre Kontrolle brachten und dort die Musik verboten, ist für die Musiker immer noch ein Schock. «Sie sagen, sie kämpfen für den Islam, haben aber einen Pakt mit dem Satan», sagt Master Soumy. Das findet auch Diawara: «Mit Gott hat das nichts zu tun! So kann man nicht leben, man wird unglücklich», sagt sie. «Ein Leben ohne Musik kann ich mir nicht vorstellen, ich dachte, das Leben sei vorbei, die Erde würde aufhören, sich zu drehen.»

Sie wuchs in Mali auf, ging nach Paris und kehrte zurück – und erlebte schlimme Dinge. «Ich lebe mit dem Schmerz und schenke anderen Freude», erklärt sie. In der Hauptstadt Bamako hat sie sich einen Traum verwirklicht und ein Haus gebaut. Das Wichtigste jedoch: Ihre Gitarre, die sie zärtlich streichelt.

Mali und Musik sind für sie untrennbar verbunden, beim Feiern, und auch, wenn die Menschen ihre Gefühle ausdrücken wollen. So wie in dem Moment, als Diawara in ihr Dorf zurückkehrt und als «Königin» empfangen wird, von tanzenden, singenden Frauen. Später rührt sie einige von ihnen zu Tränen, als sie über die grausame Tradition der Beschneidung singt. «Krankheiten sind an dem Messer, Tod ist an dem Messer, Qualen sind an dem Messer», singt Diawara. «Sie schneiden die Blüte ab, die mich zur Frau macht (...) Es ist schwer, eine Frau zu sein. Ihr wisst doch: Frau zu sein bedeutet viele Qualen.»

Die Rechte von Frauen und Mädchen auf Bildung, Gleichberechtigung und Menschenwürde liegen der mutigen jungen Sängerin am Herzen, ebenso wie die Einheit ihres Landes, in dem UNO-Truppen auch der Bundeswehr seit Jahren versuchen, mit Einsätzen Frieden zu schaffen. Die Einheit der Malier beschwört auch Bassekou Kouyaté. Er sieht dies als Familientradition, seien die Mitglieder seiner Familie doch immer die Leibsänger des Königs gewesen, «Meister der Worte».

«Wir bringen Frieden durch unsere Worte, wir können die Bevölkerung beruhigen und besänftigen», sagt er. «Unsere Münder sind stärker als Waffen.» Endlich Frieden, keine Korruption, keine Kämpfe, keine Unterdrückung. Ein Wunsch, der alle eint. Oder, um es mit einem Song von Master Soumy zu sagen: «Hört die große Trommel! Wir haben die Schnauze voll!». (dpa)