Mafia-Skandal in der Türkei: Erdogan reagiert auf Vorwürfe

Istanbul. Nach schweren Vorwürfen gegen das Umfeld des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat die Oberstaatsanwaltschaft in Ankara die Festnahme des flüchtigen Mafiabosses Sedat Peker angeordnet. Im Zusammenhang mit einer Ermittlung gegen Peker in Ankara sei dieser zur Fahndung ausgeschrieben worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag (27.5.2021) unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft.

Die Anordnung war demnach schon am Mittwoch erlassen worden. Gegen Peker wird nach Medienberichten schon seit 2019 wegen Führung einer kriminellen Organisation ermittelt. Im April gingen die türkischen Behörden gegen mutmaßliche Mitglieder von Pekers Bande vor und durchsuchten auch sein Haus in Istanbul.

Peker, der in Dubai vermutet wird, hat in den vergangenen Wochen mehrere Videos auf Youtube veröffentlicht, in denen er brisante Anschuldigungen gegen Mitglieder der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP erhebt. Dabei geht es etwa um Verwicklung in Drogenschmuggel, Korruption und unaufgeklärte Morde. Beweise legte Peker, der unter anderem wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung vorbestraft ist, bislang nicht vor.

Die Vorwürfe richten sich unter anderem gegen Innenminister Süleyman Soylu, gegen den Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Binali Yildirim, einen früheren Innenminister sowie gegen dessen Sohn, einen AKP-Abgeordneten. Die Betroffenen weisen die Anschuldigungen allesamt zurück.

Erdogan hatte lange zu der Affäre Peker geschwiegen, obwohl diese in der Türkei immer größere Kreise zog. Am Mittwoch stellte er sich schließlich hinter Soylu und Yildirim und bezeichnete die millionenfach geklickten Veröffentlichungen des Mafiabosses als Angriff auf die Türkei. Die Videos waren zuletzt auch für den Präsidenten zunehmend zum Problem geworden.

 

Peker hatte Erdogan einst im Wahlkampf unterstützt. Gegen den Präsidenten selbst hat er bislang keine Vorwürfe erhoben. Die von Peker lancierten Videos werden von vielen in der in der Türkei als Indiz für innenpolitische Machtkämpfe gesehen. (dpa)