Liberale Muslime kritisieren konservative Verbände

Der Liberal-Islamische Bund (LIB) kritisiert den türkisch-islamischen Verband Ditib und die Schura Niedersachsen wegen ihrer Blockade des Lehrplans für den islamischen Religionsunterricht in dem Bundesland. Es sei unverständlich, dass die beiden Organisationen den Unterricht wegen der Thematisierung sexueller Vielfalt sabotierten, hieß es in einer am letzten Mittwochabend verbreiteten Erklärung der liberalen Muslime.

Der islamische Religionsunterricht habe die Aufgabe, "muslimische Kinder zu Menschen mit kritischer Reflexionsfähigkeit und in religiöser Hinsicht mündigen Persönlichkeiten zu erziehen". Dafür sei es unerlässlich, die Vielfalt an geschlechtlichen Identitäten und Orientierungen darzustellen. "Dies ist gerade vor dem Hintergrund wichtig, dass dieses Thema ein in muslimischen Familien nicht selten tabuisiertes ist", sagte Frederike Güler, zweite Vorsitzende des LIB. Umso wichtiger sei es daher, muslimischen Kindern und Jugendlichen in den Schulen einen Raum zu bieten, in dem sie sich mit dem Thema "auf pädagogisch angebrachtem Niveau befassen können".

Dafür müssten alle muslimischen Beteiligten Toleranz aufbringen. Nur so könnten auch Schülerinnen und Schüler die vom Islam geforderte Toleranz und Empathie gegenüber allen Geschöpfen Gottes entwickeln und diskriminierende Geisteshaltungen vermeiden. "Es ist seit jeher der Standpunkt des LIB, dass Homo-, Bi-, Transsexualität etc. nichts 'Sündhaftes', sondern einen natürlichen Teil der Vielfalt in Gottes Schöpfung darstellen", so die Erklärung. - Vertreter von Ditib und Schura sind bisher in einem Beirat in die Erstellung der Lehrpläne für den islamischen Religionsunterricht einbezogen. (KNA)