Libanons Großmufti: Christenvertreibung muss aufhören

Der Großmufti des Libanon, Scheich Abdul Latif Derian, hat ein Ende der Christenvertreibung im Nahen Osten gefordert. Christen seien Partner der Muslime, wer sie misshandle, misshandle auch alle Muslime, sagte der sunnitische Geistliche nach Angaben der libanesischen Zeitung «Daily Star» (Mittwoch) bei einem Besuch in Großbritannien. Ein Naher Osten ohne Christen sei nicht denkbar. Die Muslime rief er zur Einheit auf. Der Islam sei eine geeinte Religion. Kampagnen islamistischer Terrorgruppen zerstörten dieses Bild und zielten darauf ab, Unfrieden zu stiften.

Zuvor hatte Derian angesichts von Terror und Extremismus vor einer weltweiten Krise gewarnt und die Gewalttaten der Terrorgruppe «Islamischer Staat» als unislamische Verbrechen verurteilt. Die gegenwärtige Situation zwinge die islamischen Religionsführer dazu, zu zeigen, dass der Islam eine Religion der Toleranz sei, betonte er in der libanesischen Tageszeitung «Naharnet». Dabei müssten sie eng zusammenarbeiten. Hauptaufgabe sei es, die Jugend vor extremistischem Gedankengut zu schützen. Die Krise, in der sich die Welt derzeit befinde, beschmutze das Ansehen von Muslimen und des Islam.

Der Großmufti forderte darüber hinaus einen neuen Anlauf für Präsidentschaftswahlen im Libanon. Das Volk sei der derzeitigen Verzögerung müde, die allen schade. Zuvor hatte sich auch der libanesische Patriarch Bechara Rai für ein Ende des politischen Patts im Libanon ausgesprochen und erklärt, sich in dieser Frage an den UN-Sicherheitsrat wenden zu wollen. Die mit Rom unierte maronitische Kirche ist die größte christliche Gemeinschaft im Libanon. Nach der Verfassung muss der Staatspräsident immer Maronit sein.

Der Libanon ist seit zehn Monaten ohne Staatsoberhaupt, weil sich das prowestliche Bündnis «Allianz des 14. März» und die zu Syrien orientierte «Allianz des 8. März» nicht auf einen Nachfolger für den am 25. Mai zurückgetretenen Michel Suleiman einigen können. Seit Monaten wird zudem über ein neues Wahlgesetz debattiert. (KNA)