Lessenthin: Religiöse Minderheiten oft Corona-Sündenböcke

Frankfurt a.M.. Die Corona-Pandemie verschlimmert nach Ansicht des Menschenrechtsexperten Martin Lessenthin die Lage von religiösen Minderheiten in vielen Ländern der Welt. Die Pandemie sei zum willkommenen Vorwand für die Verschärfung von Diskriminierungen geworden, sagte der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit Sitz in Frankfurt am Main dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das zeige sich sowohl bei der Pandemie-Bekämpfung, als auch bei Hilfeleistungen für Betroffene und Gefährdete: «Oft werden die religiösen Minderheiten als Sündenböcke missbraucht.»



Christlichen und anderen Minderheiten werde unterstellt, «unrein» und Verbreiter der Pandemie zu sein, fügte Lessenthin hinzu. Ausgangssperren und andere staatliche Restriktionen würden gezielt gegen Minderheiten eingesetzt. «Bei der Entlassung von Mitarbeitern verlieren zuerst Christen ihren Arbeitsplatz», sagte der Menschenrechtler.



«Vor allem Christen in Pakistan, Indien, Ägypten und China wurden in besonderer Weise Opfer der Pandemie-Bekämpfung», sagte Lessenthin weiter. In Pakistan würden Christen bei der Verteilung von Lebensmitteln ausgegrenzt, zur Konversion gezwungen oder mit geringeren Rationen als Muslime versorgt: «In Pakistan werden auch schiitische Muslime als Corona-Verbreiter stigmatisiert.»



In Indien seien Christen und Buddhisten Lebensmittelhilfen verweigert worden, sagte Lessenthin. «Junge muslimische Männer, die Nahrungsmittel an die Armen verteilten wurden von Hindu-Extremisten mit Kricketschlägern angegriffen. Im Bundesstaat Punjab wurden über Lautsprecher an Sikh-Tempeln Botschaften ausgestrahlt, in denen die Menschen aufgefordert wurden, keine Milch von muslimischen Milchbauern zu kaufen, da diese mit dem Coronavirus infiziert seien», erklärte der IGFM-Sprecher.



In Ägypten durften Christen laut Lessenthin keine Hilfsgüter, Schutzmasken und Lebensmittel an Muslime verteilen, weil sie angeblich Corona übertragen und unrein seien. In China seien Ausgangssperren genutzt worden, um das Kreuz von Kirchengebäuden zu entfernen und öffentliche Gebete für ein Ende der Pandemie zu verbieten. (epd)