Leichte Hoffnung für den Jemen? Huthis beginnen Abzug aus Häfen

Der Konflikt im Jemen gilt als die aktuell schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt. Besonders die Kämpfe um wichtige Häfen am Roten Meer stehen im Fokus: Über sie wird das Land mit Hilfsmitteln versorgt. Jetzt deutet sich Entspannung an - aber für wie lange?

Im festgefahrenen Konflikt im Jemen deutet sich eine leichte Entspannung an: Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen haben am Samstag nach eigenen Angaben mit dem Abzug aus drei Häfen begonnen, die für die Versorgung des Landes mit Hilfsgütern von zentraler Bedeutung sind. Der Abzug gilt als wichtiger Schritt einer Waffenruhe, die im vergangenen Dezember unter Vermittlung der Vereinten Nationen ausgehandelt worden ist. Aber Skepsis bleibt bei den Konfliktparteien.

Ein Sprecher der international anerkannten Regierung des Jemens bezeichnete den Abzug der Huthis als «Show» und Verzögerungsmanöver. Wenn solch ein Abzug ohne die Überwachung der drei beteiligten Parteien, der Regierung, der Huthis und den UN, durchgeführt werde, dann reiche dies nicht aus, sagte Ahmed al-Kaukabani.

Die Huthis hatten am letzten Samstag mitgeteilt, mit dem Abzug aus den drei Häfen Hudaida, Salif und Ras Isa begonnen zu haben. Die bewaffneten Kämpfer würden sich etwa fünf Kilometer weit zurückziehen und die Kontrolle an die örtliche Küstenwache übergeben, hieß es aus Huthi-Kreisen. Allerdings gilt die Küstenwache in der Region als den Huthis nahe stehend und wird daher von der jemenitischen Regierung nicht akzeptiert.

Vor allem die Hafenstadt Hudaida war lange heftig umkämpft. Hudaida ist für die Versorgung des Nordjemens mit Hilfsgütern und Lebensmitteln von zentraler Bedeutung. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung des bitterarmen Landes sind nach Angaben von Hilfsorganisationen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Krise in dem Land auf der Arabischen Halbinsel als die derzeit schwerste weltweit.

Der Konflikt im Jemen schwelt schon seit langem. Er eskalierte im September 2014 als die Huthis die Hauptstadt Sanaa, sowie große Teile des Nordjemens eroberten und die Regierung ins Exil trieben. Seit März 2015 unterstützt eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition die jemenitische Regierung im Kampf gegen die Huthis. Die Versorgungslage ist verheerend. Hilfsorganisationen sprechen von rund 70.000 Opfern und vier Millionen Vertriebenen.

Die Vereinten Nationen überwachen nach eigener Aussage den Truppenabzug der Huthis aus den Häfen. Das Entwicklungsprogramm der UN stehe bereit, die Produktivität der Häfen zu steigern. «Hudaida ist die Lebensader für den Nordjemen», sagte UN-Koordinatorin Lisa Grande. «Es ist ein Rennen gegen die Zeit, um Lebensmittel, Öl, Medizin und weitere lebenswichtige Güter so schnell wie möglich zu den Millionen Menschen zu transportieren, die dringend Hilfe benötigen.» Die erste Phase des Truppenabzugs soll bis Dienstag abgeschlossen werden. Anschließend sollen sich die Kämpfer beider Seiten schrittweise immer weiter zurückziehen. (dpa)