Konflikt zwischen israelischer Armee und Islamischem Dschihad eskaliert weiter

Der bewaffnete Konflikt zwischen Israel und der radikalen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad ist weiter eskaliert. Die israelische Armee flog am Sonntagabend Vergeltungsangriffe gegen dutzende Stellungen des Islamischen Dschihad im Gazastreifen und in Syrien, nachdem die Organisation zuvor das israelische Territorium mit Raketen beschossen hatte. Bei den israelischen Angriffen wurden zwei Mitglieder des Islamischen Dschihad in der syrischen Hauptstadt Damaskus getötet, wie die Organisation mitteilte.

Die israelische Armee griff nach ihren eigenen Angaben Stellungen des Islamischen Dschihad in südlichen Vororten von Damaskus an. Darunter sei eine "Drehscheibe" für die Aktivitäten der Organisation in Syrien gewesen. Eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur AFP in Damaskus hörte mehrere starke Explosionen kurz vor Mitternacht.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, "die meisten feindlichen Raketen" seien abgeschossen worden, bevor sie ihre Ziele erreicht hätten. Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte richteten sich die Angriffe gegen Ziele nahe des internationalen Flughafens von Damaskus. Nicht nur Stellungen des Islamischen Dschihad, sondern auch der iranischen Revolutionsgarden seien attackiert worden.

Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.  

Israel hat seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 bereits hunderte Luftangriffe in Syrien gegen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad, iranische Ziele und mit dem Iran verbündete Milizen geflogen. Der Iran steht in dem Konflikt an der Seite von Al-Assad.

Bei den ebenfalls am Sonntagabend von der israelischen Armee geflogenen Angriffen im Gazastreifen wurden mindestens vier Menschen verletzt, wie Mitarbeiter der Gesundheitsdienste in dem Palästinensergebiet mitteilten. Attackiert worden seien unter anderem zwei Mitglieder des Islamischen Dschihad, die gerade weitere Raketenangriffe vorbereitet hätten, gab die israelische Armee bekannt.

Zuvor am Abend waren den Armee-Angaben zufolge aus dem Gazastreifen mehr als 20 Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert worden. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit heulten in der Stadt Aschkelon und in anderen Orten im Süden Israels Alarmsirenen. Durch die Angriffe wurde laut den israelischen Streitkräften jedoch niemand schwer verletzt. Mehr als ein Dutzend der Geschosse sei von der israelischen Luftabwehr abgefangen worden.

Der Islamische Dschihad bekannte sich zu dem Beschuss des israelischen Territoriums. Die Organisation bezeichnete dies als Vergeltungsaktion für die Tötung eines ihrer Kämpfer zuvor am Sonntag an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel.

Israelische Soldaten hatten den 27-Jährigen erschossen, weil er nach Armee-Angaben eine Bombe legen wollte. Danach habe ein Bulldozer der israelischen Streitkräfte die Leiche des Palästinensers geborgen, sagte eine Armeesprecherin.

In Onlinenetzwerken im Gazastreifen kursierte ein Video, in dem junge, offenbar unbewaffnete Männer versuchen, die Leiche des Erschossenen zu bergen, während sich der Bulldozer nähert. Dann sind Schüsse zu hören, die Männer rennen weg, und der Bulldozer nimmt die Leiche mit. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums im von der radikalislamischen Hamas regierten Gazastreifen wurden durch die Schüsse zwei Zivilisten verletzt.

Der israelische Verteidigungsminister Naftali Bennett lässt die Leichen getöteter Palästinenser bergen, um sie womöglich als Faustpfand verwenden zu können. Die Hamas verfügt seit 2014 über die sterblichen Überreste zweier israelischer Soldaten. (AFP)