König Salman wirbt in Indonesien und Malaysia für den saudischen Islam

Der saudi-arabische König Salman hat unlängst Malaysia und Indonesien besucht. Im Gepäck hatte er neben arabischen Spezialitäten auch viel Geld für islamische Seminare und Schulen zur Verbreitung des ultrakonservativen Islam saudi-arabischer Prägung. Von Michael Lenz

Mit einer Entourage von 1500 Begleitern und 500 Tonnen Gepäck tourte König Salman Faisal in der ersten Märzhälfte durch die mehrheitlich islamischen Länder Malaysia und Indonesien. Mit im Gepäck: milliardenschwere Verträge über Investitionen und die Entschlossenheit, zusammen den islamistischen Terrorismus zu bekämpfen.

Für Wohlfühlnachrichten sorgte der König auch mit dem Empfang für Vertreter der sechs offiziellen Religionen Indonesiens - darunter drei katholische Bischöfe und der Jesuit und Philosoph Franz Magnis-Suseno Pater SJ. Auffallend war, dass Salman Faisal die Zusammenarbeit zwischen den Religionen als wichtig für den Kampf gegen Extremismus und Terrorismus bezeichnete, berichtet der deutschstämmige Jesuit. "Genüsslich" sei von "moderaten Muslimen" zudem festgestellt worden, dass Habib Rizieq Shihab, der "neue Stern der konservativen Muslime", nicht eingeladen war.

Das ist erstaunlich. Rizieq ist der Bannerträger des Islam à la Saudi-Arabien. Die von ihm gegründete radikale Islamische Verteidigungsfront (FPI) mobilisiert derzeit unter dem Vorwand, die Wiederwahl des Christen Basuki "Ahok" Tjahaja Purnama als Gouverneur von Jakarta zu verhindern, die konservativen indonesischen Muslime für ihr Ziel eines islamischen Indonesien nach arabischem Vorbild. Rizieq studierte zunächst am "Saudi Islamic and Arabic College of Indonesia" (Lembaga Ilmu Pengetahuan Islam dan Arab, LIPIA) in Jakarta. Danach ging er mit einem Stipendium der saudischen Regierung nach Riad.

Die Hamburger Islam-Expertin Amanda Kovacs beschrieb das Phänomen bereits vor einigen Jahren in einem Artikel für das Magazin "GigaFocus" des Hamburger Leibniz-Instituts für Globale und Regionale Studien: Mit der Förderung von Bildungseinrichtungen wie dem "Saudi Islamic and Arabic College of Indonesia" sei Saudi-Arabien der "Weltführer bei der Verbreitung islamischer Bildung" und des "Salafismus".

Die Malaysierin Marina Mahatir lehnt eine saudische Bildungs- und Religionsdiplomatie als "arabischen Kolonialismus" ab. "Muslime in Malaysia übernehmen zunehmend arabische Kleidung und sogar Elemente der arabischen Sprache, um so ihre islamische Gesinnung unter Beweis zu stellen", beklagte die Mitbegründerin der liberalen Organisation "Sisters in Islam“ in einem Interview mit dem indischen Nachrichtenportal "World is One News" anlässlich des Besuchs von König Faisal in Malaysia.

In ihrer Heimat gehe Arabisierung schon soweit, dass "unsere eigene Kultur abgelehnt wird", klagt die Menschenrechtlerin und Tochter des nationalistischen Ex-Premiers Mohammed Mahatir. In Malaysia instrumentalisiert die seit der Unabhängigkeit (1957) regierende malaiisch-nationalistische Partei UMNO den Islam als Waffe für ihren Überlebenskampf. Vorgezogene Neuwahlen sind in diesem Jahr wahrscheinlich. Dafür braucht Premier Najib Razak Geld. Durch jahrzehntelange Korruption, nachlassende Profite aus dem Ölgeschäft und dank der auf mysteriöse Weise verschwundenen Milliarden aus dem staatlichen Investitionsfonds 1MDB ist Malaysias Staatskasse aber arg gebeutelt.

Abhilfe aus der Finanzmisere in Malaysia soll die neue, in der Bevölkerung unpopuläre Mehrwertsteuer schaffen. "Unser Premierminister rechtfertigt die Mehrwertsteuer mit dem Hinweis, dass es die auch schon in Saudi-Arabien gibt", erklärte Mahatir. "Alles wird mit Verweis auf Saudi-Arabien gerechtfertigt: Wenn Saudi-Arabien das macht, dann muss das eine gute Sache und folglich auch islamisch sein." Die Regierung habe eine Kampagne gegen Pluralismus, Liberalismus und Schiiten gestartet, beklagt Mahatir. "Das alles ähnelt sehr dem saudischen Islam."

Sowohl während seines Aufenthalts in Indonesien als auch in Malaysia versprach König Faisal die weitere Förderung islamischer Bildung. Amanda Kovacs kennt das Ziel solcher Großzügigkeit. Sie schreibt: "Das saudische Bildungsprogramm zielt auf die Schaffung globaler Allianzen ab und legitimiert den Anspruch der Saudis, die Führer des Islam zu sein - zu Hause und im Ausland." (KNA)

Verwandte Artikel auf Qantara.de:

Myanmar und die Rohingya: Befeuert der saudische Wahhabismus den Aufstand?

Politischer Islam in Indonesien: Wahhabiten im Abseits

Sebastian Sons' Sachbuch: "Auf Sand gebaut": Saudi-Arabien - ein problematischer Verbündeter