Jordanien betont Wakf-Hoheit über Jerusalemer Tempelberg

Jordanien hat das israelische Vorgehen gegen Vertreter der islamischen Wakf-Behörde am Jerusalemer Tempelberg kritisiert. Der Jerusalemer Wakf-Abteilung komme nach internationalem Recht die alleinige und ausschließliche Autorität über die heilige Stätte zu, erklärte die jordanische Regierungssprecherin und Medienministerin Jumana Ghuneimat laut Bericht der staatlichen jordanischen Nachrichtenagentur "Petra" am Sonntagabend.

Intensive jordanische Bemühungen hätten zur Freilassung der von Israel in den vergangenen Tagen festgenommenen Wakf-Vertreter geführt, so Ghuneimat laut Bericht. Sie forderte Israel dazu auf, die Hoheit des Wakf auf dem Tempelberg zu respektieren.

Unter anderem hatte Israel laut örtlichen Medienberichten am Sonntag den Vorsitzenden des Jerusalemer Wakf-Rats, Scheich Abdul-Azim Salhab, sowie den stellvertretenden Wakf-Direktor, Scheich Najeh Bkerat, festgenommen und später zusammen mit weiteren Wakf-Angestellten wieder freigelassen. Salhab hatte sich laut Bericht der Tageszeitung "Haaretz" zuvor geweigert, eine einstweilige Verfügung zu unterzeichnen, die ihm den Zutritt zum Tempelberg für eine Woche untersagt hätte.

Der jordanische Minister für islamische Angelegenheiten und heilige Stätten, Abdel Naser Abu Elbasal, hatte die Festnahme Salhabs laut Berichten als "ernsthafte Eskalation" bezeichnet. Israel spiele mit dem Feuer. Auch das jordanische Außenministerium verurteilte Israels Vorgehen als provokativ.

Die Spannungen am Tempelberg halten seit Tagen an. Hintergrund ist ein Streit um einen Gebäudekomplex rund um das sogenannte "Bab al-Rahma" (Tor der Erlösung). Israel hatte den Zugang zu dem Komplex vergangenen Montag zunächst abgeriegelt.

Das Gebäude rund um das Bab al-Rahma war 2003 von Israel geschlossen worden mit der Begründung, die dort ansässige Vereinigung für islamisches Erbe stehe der Hamas nahe. Die Jerusalemer Polizei lehnte Forderungen der Wakf-Behörde nach einer Wiederöffnung ab. Die Wakf wandte sich laut Bericht in der Angelegenheit an den israelischen Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit und forderte erneut die Wiedereröffnung der Stätte.

Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel als zentrales Heiligtum Israels. Viele Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, das Opfer Isaaks oder seitens des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden. (KNA)