Israel protestiert gegen angeblichen Barenboim-Auftritt in Teheran

Israels Kulturministerin Miri Regev will der deutschen Regierung einen Protestbrief wegen eines angeblich geplanten Auftritts von Daniel Barenboim in Teheran schicken. «Der Dirigent Daniel Barenboim, ein israelischer Staatsbürger, wird im Iran gemeinsam mit einem staatlichen Orchester auftreten», schrieb Regev am Mittwoch auf ihrer Facebook-Seite. Ein Sprecher von Regev erklärte auf Nachfrage, die Ministerin habe in ihrem Facebook-Eintrag  Barenboims Orchester, die Staatskapelle Berlin, gemeint. Von der Staatskapelle war am Mittwoch zunächst keine Stellungnahme zu den angeblichen Plänen bekommen.

Das iranische Kultusministerium hatte Anfang der Woche mitgeteilt, es verhandele mit den Berliner und Wiener Philharmonikern über Konzerte in Teheran. Solche Verhandlungen wurden jedoch von beiden Orchestern dementiert.

Auf der Webseite des britischen Musikjournalisten Norman Lebrecht hieß es im vergangenen Monat zudem, die Berliner Staatskapelle werde Bundeskanzlerin Angela Merkel im Oktober nach Teheran begleiten, falls die Atomeinigung mit dem Iran bis dahin endgültig gebilligt sein sollte. Die Staatsoper bemühe sich im Stillen um ein Visum für den Generalmusikdirektor Barenboim, der neben der israelischen auch über die spanische und palästinensische Staatsangehörigkeit verfüge.

Auch für diesen Bericht gab es jedoch keine offizielle Bestätigung.  Regev schrieb auf ihrer Facebook-Seite: «Barenboim verfolgt eine anti-israelische Linie und schwärzt Israel bei jeder Gelegenheit an.» Er missbrauche dabei die Kultur als Instrument zur Durchsetzung seiner politischen Ansichten. «Diese Melodie muss gestoppt werden», forderte Regev. Es handele sich um eine «falsche Entscheidung» der Kanzlerin. Sie werde an das deutsche Auswärtige Amt und das Kultusministerium schreiben und eine Absage fordern. Sie werde betonen, dass «der Auftritt von Barenboim den israelischen Bemühungen schadet, ein Atomabkommen zu verhindern». Außerdem trage es zur Delegitimierung des jüdischen Staates bei.

Der Iran sei ein Terrorstaat. «Ich finde, Deutschland täte gut daran, den Auftritt der Kapelle und ihres Dirigenten abzusagen», schrieb Regev. «Die Töne aus Teheran sind schrill und gefährlich.» Der Iran gilt als Erzfeind Israels und hat immer wieder zur Zerstörung des jüdischen Staates aufgerufen.

Vor einigen Wochen hatte Barenboim die Europäische Union zur Geschlossenheit in der Flüchtlingspolitik aufgerufen. «Nötig wäre eine einheitliche europäische Politik», ein Land allein könne die Flüchtlingsproblematik nicht lösen, sagte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper der «Bild»-Zeitung. Leider fehle bisher aber «so eine gemeinsame Haltung».

Barenboim sagte, «wir haben ein besseres Lebensniveau und eine Pflicht, uns um Flüchtlinge zu kümmern». «Menschen, die das nicht sehen und erkennen, sind eine Gefahr für unsere Gesellschaft», ergänzte Barenboim. In dem von ihm gegründeten West-Eastern Divan Orchestra, in dem mehr als 100 israelische und arabische Musiker gemeinsam spielen, sind inzwischen auch syrische Flüchtlinge, bestätigte der Dirigent. (dpa/epd)

Daniel Barenboim im Qantara-Interview