Islamwissenschaftlerin Angelika Neuwirth: Reformorientierte Muslime einbeziehen

Im Umgang mit dem Islam werden reformorientierte Muslime nach Einschätzung der Berliner Islamwissenschaftlerin Angelika Neuwirth häufig ignoriert. Der Islam dürfe nicht als Block betrachtet werden, betonte Neuwirth am Dienstagabend beim dritten Berliner Religionsgespräch der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. «Wir sollten auf diejenigen schauen, die schon seit einiger Zeit dafür kämpfen, die vorgefundene Form des Islam in Kategorien der westlichen Umwelt zu sehen.»

In Ländern wie Marokko, Tunesien oder Jordanien gebe es eine islamische Gelehrsamkeit, die unter dem Eindruck der Konflikte im Nahen Osten zu Unrecht verblasse.

Der emeritierte Tübinger Professor für Theologie, Karl-Josef Kuschel, erinnerte daran, dass die katholische Kirche erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) die Menschenrechte anerkannt habe. «Es ist keine Reform in der katholischen Kirche ohne Konfliktgeschichte durchgeführt worden», sagte Kuschel. «Reformen sind etwas Brisantes in einer gewachsenen Tradition.»

Der Ägyptologe Jan Assmann verwies auf die Rolle des säkularen Humanismus. Es sei das «einzige Phänomen, das globalisierungsfähig ist», so Assmann. «Die säkulare Ethik schafft ein Fundament, auf dessen Basis man sich jenseits der Religionen auf eine Ordnung des Zusammenlebens einigen kann.» (KNA)