Islamischer Theologieprofessor Mouhanad Khorchide regt Islamgesetz für Deutschland an

Der islamische Theologieprofessor Mouhanad Khorchide hat ein Islamgesetz für Deutschland ins Gespräch gebracht. «Wir sollten in Deutschland wie in Österreich über ein Islamgesetz nachdenken, das spezifisch auf die Besonderheiten des Islam und die Bedürfnisse der Muslime eingeht», sagte Khorchide dem evangelischen Magazin «zeitzeichen». Die Forderung, dass sich Muslime nach dem deutschen Religionsverfassungsrecht organisieren, sieht er skeptisch.

«Es wäre ein starkes Zeichen der Anerkennung des Islam in Deutschland, wenn man ihm die Möglichkeit eröffnet, einen eigenen Weg zu gehen und nicht die Strukturen der christlichen Kirchen auf den Islam überträgt, und immer fragt: Wo ist eure Kirche?», argumentiert der Leiter des Zentrums für islamische Theologie an der Universität Münster. Muslime könnten aus ihrem Selbstverständnis nicht nachvollziehen, dass sie irgendwo Mitglied sein müssten, um Muslim zu sein. Gewisse Strukturen seien allerdings notwendig, damit Muslime einen Rechtsanspruch auf Seelsorge etwa in Krankenhäuser hätten. Bisher könne dies nur ehrenamtlich erfolgen.

Die österreichische Abgeordnetenkammer hatte im Februar eine Neufassung des Islamgesetzes verabschiedet, das unter anderem Ansprüche auf Seelsorge beim Bundesheer, in Strafanstalten und Krankenhäusern sowie eine islamisch-theologische Ausbildung an der Universität und gesetzliche Feiertage regelt. Die anerkannten islamischen Religionsgemeinschaften erhalten den Körperschaftsstatus.

Die islamischen Glaubensgemeinschaften werden im Gegenzug etwa dazu verpflichtet, extremistische Imame zu entlassen. Zudem werden die Religionsgemeinschaften verpflichtet, ihre Lehre und wesentlichen Glaubensquellen wie den Koran in deutscher Sprache darzustellen. (epd)

Der islamische Theologieprofessor Mouhanad Khorchide im Qantara-Interview