Islamexperte: Extremismus im Nahen Osten auf dem Rückzug

Berlin. Der Islamwissenschaftler Udo Steinbach sieht den religiösen Extremismus im Nahen Osten auf dem Rückzug. Die Verbrechen im Namen des Islam durch Gruppierungen wie die Terrormiliz "Islamischer Staat" hätten unter Muslimen breiten Abscheu ausgelöst, sagte Steinbach der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Die Gewaltoption im Koran wird heute selbst von vielen Religionsgelehrten viel kritischer gesehen. Und: Die Menschen haben begriffen, dass der Islamismus ein leeres Versprechen ist. Die politischen und ökonomischen Probleme kann er nicht lösen, sondern verschlimmert sie noch."



Dies bedeute nicht, dass traditionelle islamische Werte an Einfluss verlören oder plötzlich überall die Menschenrechte regierten, so Steinbach, der von 1976 bis 2007 das Deutsche Orient-Institut in Hamburg geleitet hat. Als Beispiel nannte er die Zustimmung für den türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdogan, der am Sonntag die Stichwahl zur Präsidentschaft gewann. Das Modell eines Gottesstaats finde im Nahen Osten aber keine Zustimmung. "Im Iran begehrt das Volk dagegen auf, in Saudi-Arabien drängt die Regierung selber den Wahhabismus zurück. Die Muslime suchen mehr denn je ihren Platz in der modernen Welt." (KNA)