IS-Miliz rückt auf Ölterminals im Norden Libyens vor

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ist am Montag im Norden Libyens auf wichtige Ölterminals vorgestoßen. Die gegenüber der international anerkannten libyschen Regierung in der östlichen Stadt Tobruk loyale Armee schlug die IS-Kämpfer nach Angaben des Obersts Baschir Budhfira zurück. Wie der Offizier weiter mitteilte, verübten die Dschihadisten zunächst einen Selbstmordanschlag mit einem Auto voller Sprengstoff auf einen Kontrollpunkt der Armee am Eingang der Stadt Al-Sidra. Zwei Soldaten seien getötet worden. Später habe die IS-Miliz vergeblich versucht, in die Kleinstadt Ras Lanuf einzudringen.

In der Küstenregion um die vom IS seit Juni 2015 kontrollierte Stadt Sirte sollen sich mehrere tausend bewaffnete Dschihadisten befinden. Die bedeutenden Ölterminals in Ras Lanuf und Al-Sidra liegen weiter östlich. Ein in der Ölindustrie tätiger Manager sagte der Nachrichtenagentur AFP, bei den Kämpfen am Montag sei in Ras Lanuf ein 420.000-Barrel-Öltank in Brand geraten.

In Libyen hatten sich nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 gewalttätige Islamisten breit gemacht. Das Land wird beherrscht von dutzenden bewaffneten Milizen, die neben den beiden rivalisierenden Regierungen und Parlamenten in Tobruk und in der Hauptstadt Tripolis um die Macht ringen. Der IS nutzt die verworrene Lage für seine Zwecke aus. Der nordafrikanische Staat ist zugleich wichtiger Ausgangspunkt für Flüchtlinge mit dem Ziel Europa.

Im vergangenen Dezember unterzeichneten Vertreter der beiden Regierungen in Marokko ein von den Vereinten Nationen vermitteltes Abkommen für einen Ausweg aus der Staatskrise. Der Vertrag sieht eine Einheitsregierung mit Sitz in Tripolis und einen Präsidialrat für eine Übergangszeit von bis zu zwei Jahren vor. Außerdem soll ein neues Parlament gewählt und eine Verfassung verabschiedet werden. Das Abkommen ist aber unter anderem innerhalb der Parlamente umstritten. (AFP)

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