Iran übergibt IAEA Proben aus umstrittener Militäranlage Partschin

Der Iran hat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Proben aus der umstrittenen Militäranlage Partschin übergeben. Die "Umweltproben von gewissen Orten innerhalb des Partschin-Komplexes" seien vergangene Woche von iranischen Experten in Abwesenheit von Inspekteuren der IAEA entnommen worden, sagte der Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde, Behrus Kamalwandi, am Montag. Die IAEA dringt seit Jahren auf die Klärung des Verdachts, dass in Partschin Sprengstofftests zur Entwicklung von Atomwaffen vorgenommen wurden.

Nach jahrelangem Drängen hatte der IAEA-Generaldirektor Yukia Amano am Sonntag überraschend Zugang zu der Militäranlage bei Teheran erhalten. Laut Kamalwandi inspizierte Amano im Rahmen eines offiziellen Besuchs mehrere Werkstätten in Partschin, zu denen es "falsche Informationen" gegeben habe. Eine Inspektion des Stützpunkts südöstlich von Teheran gehörte seit Jahren zu den Kernforderungen der IAEA. Die UN-Organisation hatte den Verdacht, dass der Iran dort Sprengstofftests für die Entwicklung von Atomsprengköpfen vornahm.

Die iranische Regierung bestritt dies und lehnte eine Inspektion von Partschin ab, weil es sich um einen Militärstützpunkt und nicht um eine Atomanlage handle. Eine Klärung der Vorwürfe sowie der Verdächtigungen, dass der Iran bis zum Jahr 2003 ein militärisches Atomprogramm betrieben habe, ist aber notwendig, damit die IAEA grünes Licht für das Mitte Juli zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten und Deutschland geschlossene Atomabkommen geben kann. Die IAEA will bis Mitte Dezember einen abschließenden Bericht zu den Vorwürfen vorlegen.

Nach Aussage von Präsident Hassan Rohani unterstützt die Mehrheit des iranischen Volkes das mit den Vetomächten und Deutschland unterzeichnete Atomabkommen. Rohani sagte dem US-Sender CBS in einem am Sonntag (Ortszeit) ausgestrahlten Interview, Umfragen zeigten, dass die Mehrheit den Deal als "positiv" betrachte. Die iranischen Institutionen wie Parlament und Nationaler Sicherheitsrat seien für gewöhnlich "nicht weit entfernt von der öffentlichen Meinung" und bewegten sich auch "in diese Richtung".

Rohani äußerte sich in der Sendung "60 Minutes". Er gestand im Gespräch mit dem US-Sender ein, dass es dauern werde, die seit Jahrzehnten zwischen den USA und dem Iran bestehende "Feindschaft", die "Distanz, die Meinungsverschiedenheiten und das Misstrauen" zu überwinden. Wichtig sei aber, in welche Richtung sich die Länder bewegten, sagte Ruhani. "Ich glaube, wir haben die ersten Schritte getan, um die Feindschaft abzubauen."

Die UN-Vetomächte und Deutschland hatten im Juli ein historisches Atomabkommen mit dem Iran geschlossen. Es stellt das iranische Nuklearprogramm unter strenge Beobachtung, um Teheran vom Bau einer Atombombe abzuhalten. Im Gegenzug sollen die gegen den Iran verhängten Sanktionen Schritt für Schritt ausgesetzt werden.

Das iranische Parlament wird Ende September über das mit den Weltmächten geschlossene Atomabkommen debattieren. Das letzte Wort in allen politischen Fragen hat im Iran indes das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei. Er befürwortete das Abkommen bereits. (AFP)

Mehr zum iranischen Atomprogramm auf unserer Qantara-Themenseite