Irakischer Großayatollah fordert Abwahl der "Korrupten" bei Parlamentswahl

Der irakische Großayatollah Ali al-Sistani hat die Wähler aufgerufen, bei der anstehenden Parlamentswahl "unfähigen und korrupten" Politikern nicht ihre Stimme zu geben. In seiner Botschaft zum Freitagsgebet warnte die höchste Autorität der Schiiten im Irak davor, am 12. Mai für Politiker zu stimmen, die sich in ihren früheren Ämtern oder in vergangenen Legislaturperioden als "unfähig und korrupt" erwiesen hätten.

Al-Sistanis Vertreter Abdel Mehdi al-Kerbelai warnte in der bei dem Freitagsgebet in dem schiitischen Pilgerzentrum Kerbela verlesenen Botschaft die Wähler auch davor, "jenen in die Falle zu gehen, die Euch täuschen wollen". Eine explizite Wahlempfehlung gab der greise Geistliche aber nicht, der von Millionen irakischer Schiiten als oberste religiöse Instanz anerkannt wird, und dessen Äußerungen im Land großes Gewicht haben.

So folgten zehntausende Schiiten im Juni 2014 Al-Sistanis Ruf zu den Waffen, um das Land gegen die Offensive der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu verteidigen. Die Freiwilligen, die sich in den sogenannten Volksmobilisierungseinheiten zusammenschlossen, spielten eine zentrale Rolle im Kampf gegen die sunnitische Extremistengruppe, die nach jahrelangen Gefechten im Dezember schließlich für besiegt erklärt wurde.

Die anstehenden Parlamentswahlen sind die ersten seit der Zerschlagung des selbsterklärten "Kalifat" der IS-Miliz im Nordirak. In der Bevölkerung herrscht großer Unmut über die verbreitete Korruption im Land, für die Politiker aller Parteien verantwortlich gemacht werden. Unter den knapp 7000 Kandidaten, die sich um die 329 Parlamentssitze bewerben, sind auch zahlreiche Kandidaten, die zum ersten Mal antreten. (AFP)