Irak erklärt IS in Provinz Ninive für besiegt

Das ehemals riesige Herrschaftsgebiet der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak schrumpft weiter. Der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi erklärte mit der Stadt Tal Afar eine der letzten IS-Bastionen im Land für befreit. In seiner Erklärung drohte Al-Abadi den Extremisten mit weiteren Angriffen: "Wir sagen den Kämpfern des 'Islamischen Staates': Wo immer Ihr seid, wir kriegen Euch." Die Aufständischen hätten die Wahl zwischen Aufgabe und Tod.

Die US-geführte Anti-IS-Koalition teilte mit, damit hätten die Iraker 90 Prozent des ehemals von der Terrormiliz kontrollierten Gebietes zurückerobert. Sie lobte die Einnahme Tal Afars als "einen weiteren bedeutenden Erfolg" der irakischen Sicherheitskräfte. Zugleich warnte der Oberkommandiere Stephen Townsend, es gebe in der Stadt noch gefährliche Aufgaben. So müssten Sprengfallen entschärft und versteckte IS-Kämpfer aufgespürt werden.

Nach seinem Vormarsch vor mehr als drei Jahren hatte der IS auf dem Höhepunkt seiner Macht riesige Gebiete im Norden und Westens des Landes beherrscht, darunter große Städte. Dazu gehörte auch die Millionenstadt Mossul östlich von Tal Afar. Auch die Provinz Ninive, die an der Grenze zu Syrien liegt, wurde im Sommer 2014 vom IS überrannt. In der Provinzhauptstadt Mossul riefen die Dschihadisten damals ihr sogenanntes Kalifat aus. Die Millionenstadt wurde bereits im vergangenen Juli nach monatelanger Belagerung von irakischen Truppen mit internationaler Hilfe zurückerobert.

Schon zuvor hatten die Extremisten die größten Teile der ehemals kontrollierten Gebiete im Irak verloren. Die Rückeroberung von Tal Afar, wo vor dem Konflikt rund 200.000 vorwiegend schiitische Turkmenen wohnten, dauerte dagegen nur zehn Tage. Dabei lieferten sich die irakischen Einheiten allerdings teils erbitterte Gefechte mit den Islamisten. An den Kämpfen waren auch Polizeikräfte und schiitische Milizionäre beteiligt.

Tal Afar war eine der letzten irakischen Städte in der Hand der IS-Miliz. Diese kontrolliert nun nur noch zwei Gebiete im Irak, von denen große Teile unbewohnt sind: Hawidscha im Zentrum und die Städte Al-Kaim, Rawa und Anna in der Wüste an der Grenze zu Syrien.

Die Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC) erklärte, trotz der militärischen Erfolge seien mehr als drei Millionen Iraker vertrieben worden. Allein aus Tal Afar flohen demnach rund 40.000 Menschen. Notwendig sei ein umfassender Plan der irakischen Regierung, damit die Vertriebenen in ihre Heimatorte zurückkehren könnten.

Der IS steht auch im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien massiv unter Druck. Ein von Kurden angeführtes Bündnis hat mittlerweile rund 60 Prozent der nordsyrischen IS-Hochburg Al-Rakka erobert. Auch Regierungskräfte konnten im Zentrum des Landes große Gebiete von der Terrormiliz einnehmen. Russische Jets unterstützen die Angriffe. (AFP/dpa)