Integrationskurse: Die Flüchtlinge haben die größten Schwierigkeiten

61 Prozent der Flüchtlinge bewerten ihre Deutschkenntnisse nach Kursabschluss positiv. Doch es gibt auch erheblichen Nachholbedarf. Besonders Frauen hinken hinterher - und das hat Gründe.

Die gute Nachricht vorweg: Die Mehrheit der Gefüchteten schließt Integrationskurse erfolgreich ab. Das ergab eine Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Nach Kursabschluss schätzten demnach 61 Prozent ihre Deutschkenntnisse als gut oder sehr gut ein. Bei denen, die keinen Kurs besucht haben, seien es nur 17 Prozent.

Doch es sieht nicht alles rosig aus. Unter den Kursteilnehmern zeigt sich der Untersuchung zufolge ein Gefälle. "Geflüchtete haben es deutlich schwerer als andere Teilnehmende, etwa Zugewanderte aus der Europäischen Union, da sie oft schlechtere Voraussetzungen bei Bildungsniveau und Alphabetisierungsgrad mitbringen", heißt es in einer Erklärung des Bundesinnenministeriums. 

In den vergangenen Jahren habe der Anteil an Geflüchteten in den Kursen zugenommen. Ergebnis sei ein "geringerer Lernfortschritt" und ein "hoher Beratungsbedarf" der Teilnehmenden.

Lehrkräfte hätten es vor allem bei Geflüchteten mit "vielschichtigen Herausforderungen" zu tun, heißt es in der Evaluierung. Zu den Problemen zählten ein niedriges Bildungsniveau der Teilnehmer, psychische Belastungen durch Traumata und eine geringe Teilnahme von Frauen.

"Obwohl wir schon wussten, dass geflüchtete Frauen über nachteilige Voraussetzungen verfügen, war das Ausmaß der Geschlechterunterschiede erstaunlich", erklärte BAMF-Forscherin Anna Tissot.

So brächten geflüchtete Frauen im Durchschnitt ein niedrigeres schulisches und berufliches Bildungsniveau mit. Sie hätten zudem ein höheres Risiko, an einer posttraumatischen Belastungsstörung zu leiden. Außerdem nähmen Frauen seltener an Kursen teil, wenn sie Kleinkinder betreuen müssen.

Die Lehrkräfte müssten anhand solcher Herausforderungen "noch stärkere Unterstützung erhalten, zum Beispiel auch Fortbildungen", forderte Tissot. In einem Pilotprojekt würden Lehrkräfte bereits im Bereich Trauma fortgebildet.

Um gute, motivierte Lehrkräfte für seine Integrationskurse zu finden, hatte das Bundesamt das Mindesthonorar im Jahr 2016 von 23 Euro auf 35 Euro pro Stunde erhöht. Wer einen Alphabetisierungskurs leitet, erhält 40 Euro.

Eine Lehrkraft, die für die Untersuchung befragt wurde, bezeichnete die Arbeit im Alphabetisierungskurs dennoch als "Knochenarbeit". Sie sagte: "Es ist sehr schwer, sich dazu zu motivieren, weil das Ergebnis nicht unbedingt sichtbar ist." Laut Studie sind 80 Prozent der Lehrkräfte weiblich. 76 Prozent der Lehrkräfte besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. 

Die Opposition übte Kritik am Zustand der Integrationskurse. Die Linke-Integrationsexpertin Gökay Akbulut verwies auf lange Wartezeiten für die Kursteilnahme. Sie forderte eine bessere Kinderbetreuung, um Frauen die Teilnahme zu ermöglichen. 

Die Grünen-Abgeordnete Filiz Polat kritisierte die hohen Kosten der BAMF-Evaluation. Die Ergebnisse der Untersuchung seien nicht überraschend, die Kosten von 2,4 Millionen Euro dagegen "astronomisch". (epd/KNA)