Human Rights Watch kritisiert Israel für Tote bei Gaza-Protest

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat das Vorgehen Israels bei den Massenprotesten mit mindestens 18 Toten an der Gaza-Grenze scharf kritisiert. Die Demonstranten seien keine unmittelbare Gefahr für israelische Soldaten gewesen.

„Israelische Soldaten haben nicht nur exzessiv Gewalt angewendet", sagte der stellvertretende Nahost-Direktor Eric Goldstein am Dienstag (3.4.2018). „Sondern sie haben offensichtlich Befehle befolgt, die nichts als eine blutige militärische Antwort auf die palästinensischen Demonstrationen sicherstellten.“

Das Ergebnis seien „vorhersehbare Tode und Verletzungen der Demonstranten“ auf der anderen Seite der Grenze gewesen. Diese seien dabei keine „unmittelbare Bedrohung für das Leben“ der Soldaten gewesen. Goldstein verwies unter anderem auf vorherige Aussagen der Armee, mehr als 100 Scharfschützen an der Grenze zu postieren.

Beim schlimmsten Gewaltausbruch im Gazastreifen seit 2014 wurden am Freitag mindestens 18 Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen. Mehr als 1400 wurden verletzt, die meisten durch Tränengas. 2014 hatte der Krieg zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas 50 Tage gedauert.

Die Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht. Am Freitag hatte sie betont, nur gezielt auf Anstifter zu schießen. Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sagte später dem Armeesender, die meisten am Freitag getöteten Palästinenser seien „bekannte Terroraktivisten“ gewesen.

Zum «Marsch der Rückkehr» waren nach palästinensischen Schätzungen mehr als 50 000 Menschen gekommen, nach israelischen Angaben rund 40 000. Die Hamas wollte mit der Aktion ihren Anspruch auf ein „Recht auf Rückkehr“ für palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen in das Gebiet des heutigen Israel untermauern. Israel lehnt eine Rückkehr in das eigene Staatsgebiet ab. (dpa)