Haftar kündigt Aufhebung der Blockade der libyschen Ölindustrie an

Der libysche General Khalifa Haftar hat eine Aufhebung der Blockade der Ölindustrie in dem nordafrikanischen Krisenland angekündigt. Produktion und Export von Erdöl könnten bei einer "gerechten Verteilung" der Einnahmen wieder aufgenommen werden, sagte Haftar am Freitag in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Zudem forderte er Garantien, dass die Öleinnahmen "nicht zur Unterstützung des Terrorismus verwendet werden".

Haftars Truppen hatten im Januar im Zuge des Konfliktes in dem Land wichtige Ölfelder und -häfen besetzt. Der staatliche Ölkonzern NOC bezifferte die Einnahmeverluste dadurch auf umgerechnet über 8,2 Milliarden Euro. Der Export von Öl ist Libyens wichtigste Einnahmequelle. Wegen der anhaltenden Strom- und Brennstoffknappheit verschlechterten sich auch die Lebensbedingungen in dem Land deutlich.

Haftar verkündete nun, "militärische und politische Erwägungen" beiseite zu lassen. Die Entscheidung sei eine Reaktion auf das "Leiden" der Bevölkerung. Mit Protesten hatten vergangene Woche hunderte Menschen im von Haftars Truppen kontrollierten Bengasi und in anderen Städten gegen Korruption, die häufigen Stromausfälle und den Mangel an Benzin und Bargeld demonstriert.

Libyen ist seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 von gewaltsamen Konflikten geprägt. Die von der UNO anerkannte Einheitsregierung mit Sitz in Tripolis befindet sich im Krieg mit General Haftar. Dieser wurde zuletzt aus weiten Teilen Westlibyens verdrängt, jedoch kontrollieren seine Truppen noch große Gebiete im Osten und die strategisch wichtige Stadt Sirte, die als Zentrum der libyschen Öl-Wirtschaft gilt. (AFP)