Grünen-Europapolitikerin Lochbihler: Religionsfreiheit in Ägypten stärken

Die Grünen-Europapolitikerin Barbara Lochbihler beobachtet eine Zunahme von Repressionen in Ägypten. «Menschen werden willkürlich verhaftet, Journalisten verfolgt», sagte die außen- und menschenrechtspolitische Sprecherin der Grünen im Europäischen Parlament dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach einem Besuch in Ägypten. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssten sich entschiedener dafür einsetzen, dass in Ägypten wieder rechtsstaatliche Verhältnisse herrschen. «Das ist wichtig für alle Ägypter und somit auch für Kopten», unterstrich Lochbihler. Die Achtung der Religionsfreiheit müsse dabei eine wichtige Rolle spielen.

Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert bereits seit dem ersten Jahrhundert nach Christus und gehört damit zu den ältesten christlichen Kirchen. Weltweit wird die Zahl der koptischen Christen auf rund 15 Millionen geschätzt, die meisten leben in Ägypten. Lochbihler sagte zur Situation der Christen in Ägypten, ein nicht unerheblicher Teil der muslimischen Mehrheitsbevölkerung leide unter dem repressiven Vorgehen der Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi.

«Das treibt viele in die Reihen der Muslimbrüder oder noch radikalerer islamistisch orientierter Gruppen», erklärte Lochbihler, die früher Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland war. Es sei nicht auszuschließen, dass radikale islamistische Gruppen erstarken, «und das wäre zweifellos eine schlechte Voraussetzung für die Zukunft von Kopten in Ägypten», sagte Lochbihler.

Da die Sicherheitskräfte oft willkürlich und straffrei agierten, seien Kopten als Staatsbürger von solchen Angriffen ebenso betroffen wie Muslime, erklärte die Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses des EU-Parlaments: «Doch speziell mit Blick auf Christen hat sich die Lage im Vergleich zu Zeiten direkt nach dem Ende des islamistisch geprägten Mursi-Regimes entspannt. Es gibt keine systematischen Attacken gegen Kirchen.»

Dennoch kritisierten Menschenrechtsorganisationen in Ägypten, dass die Regierung nicht genügend ihrer Pflicht nachkomme, religiöse Minderheiten zu schützen. «Das betrifft Schiiten genauso wie Kopten. Weiterhin problematisch bleiben Angriffe, die von der Bevölkerung ausgehen, aufgestachelt von islamistischen Hetzern.» (epd)