Gedenken an Massaker von Srebrenica - Appelle zur Versöhnung

Vertreter von Politik und Religionen haben an den Völkermord von Srebrenica vor 25 Jahren erinnert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnte zur weiteren Aufarbeitung. "Erinnern an das Leid und den Schmerz ist ein zentraler Baustein für Versöhnung. Genauso gehört die strafrechtliche Aufarbeitung der Geschehnisse dazu", sagte Steinmeier in einer Videobotschaft für die zentrale Gedenkfeier am Samstag. Damit sei es aber nicht getan. "Es gilt neue Brücken zu bauen, wo alte zerstört wurden. Vertrauen zu schaffen, wo hasserfüllte Kriegsrhetorik gegeneinander aufgewiegelt hat. Das Gespräch zu suchen, wo lange kein Wort mehr gesagt wurde", so der Bundespräsident.

Bei dem von serbischen Einheiten unter Ratko Mladic durchgeführten Massaker während des Bosnienkriegs wurden vom 13. bis 17. Juli 1995 mehr als 8.100 bosnische muslimische Männer getötet.

Steinmeier betonte, dass die Wunden, die vor 25 Jahren in der Gesellschaft gerissen wurden, nicht verheilt seien. "Dafür ist auch eine immer wiederkehrende Rhetorik verantwortlich, die das vermeintlich Trennende in den Vordergrund stellt, wo doch die Gemeinsamkeiten, die geteilten Sorgen und Nöte, der Wunsch nach einer guten Zukunft für die Kinder in einem europäischen Bosnien und Herzegowina überwiegen sollten", sagte er.

Aus Anlass des Gedenktages wünschte Steinmeier "den politischen Akteuren denselben Mut, sich endlich dem geschichtlichen Erbe zu stellen und gemeinsam die gesellschaftliche Aufarbeitung zu unterstützen". Sie sei Voraussetzung für eine friedliche und stabile Entwicklung des Landes und der gesamten Region auf dem Weg nach Europa.

Das weiße Stelenmeer der Gedenkstätte zeige, wohin hasserfüllte Reden und Taten führen könnten. "Es ist Auftrag und Verantwortung für uns alle, eine Zukunft des Miteinanders zu gestalten - frei von Hass und frei von Gewalt", schloss Steinmeier.

Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) appellierte, dass Srebrenica sich niemals wiederholen dürfe. "Nationalistischen Tendenzen, wo immer sie uns begegnen, müssen wir entschieden entgegen treten", sagte er. Neben dem Gedenken an die Opfer sei die Anerkennung der strafrechtlichen Verantwortung der Täter zentral, um eine Gesellschaft zu versöhnen.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, mahnte, stets wachsamer zu sein und entschiedener gegen jede Form des blinden Nationalismus, Extremismus und Rassismus in ganz Europa vorzugehen. "Wir brauchen eine Erinnerungskultur in Europa über den serbischen Vernichtungsfeldzug inmitten unseres Kontinents gegen das muslimische Volk der Bosniaken. Das Wissen darüber muss besser als bisher in die europäischen Schulbücher, Universitäten und in die Geschichtsschreibung Einzug finden", so Mazyek.

Der ehemalige Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Mustafa Ceric, sieht den Versöhnungsprozess nach dem Massaker unverändert schwierig. Zwar gebe es einzelne Personen und Gruppen unter den Serben, die bereit seien, die "Sünde des Völkermordes" zu gestehen und um Vergebung zu bitten. Aber die offizielle serbische Haltung sei immer noch "in den Ketten der Verleugnung gefangen", sagte Ceric dem Portal "Vatican News" (Wochenende). Das stelle ein Hindernis für die Versöhnung dar. (KNA)