Französischer Literaturpreis Goncourt geht an Schriftsteller aus dem Senegal

Paris. Der 31 Jahre alte senegalesische Schriftsteller Mohamed Mbougar Sarr ist mit dem renommierten französischen Literaturpreis Goncourt ausgezeichnet worden. Mbougar Sarr habe im ersten Wahlgang sechs von zehn Stimmen erhalten, teilte der Vorsitzende der Jury, Philippe Claudel, am Mittwoch in Paris mit. "Es ist sehr zu begrüßen, dass die Jury zum ersten Mal einen der exzellenten afrikanischen Schriftsteller auszeichnet, die auf Französisch schreiben", sagte die Soziologin Gisèle Sapiro.



"Das Bewusstsein für die Diversität ist noch recht jung", fügte sie hinzu. Als 1921 erstmals ein schwarzer Schriftsteller aus Martinique ausgezeichnet worden sei, habe dies einen Skandal ausgelöst. Auch die maghrebinische Literatur sei erst spät gewürdigt worden. Der aus Marokko stammende Tahar Ben Jelloun, der inzwischen Jury-Mitglied ist, erhielt 1987 den Goncourt.



Mbougar Sarr ist der jüngste Preisträger seit den 70er Jahren. Sein Roman "La plus secrète mémoire des hommes" erzählt die Geschichte eines Schriftstellers aus Mali. Der gebürtige Senegalese hat in Frankreich eine Eliteschule besucht und lebt in der Nähe von Paris.



Der Literaturpreis Renaudot, der parallel zum Goncourt verliehen wird, geht dieses Jahr an die belgische Schriftstellerin Amélie Nothomb. In den vergangenen Jahren war der Prix Goncourt in die Kritik geraten, weil ihn bislang vor allem weiße Männer erhielten. Mit der Auszeichnung wird seit 1903 "das beste Prosawerk" geehrt, das im jeweiligen Jahr auf Französisch veröffentlicht wurde.



Der Prix Goncourt ist mit einem Scheck in Höhe von zehn Euro dotiert, der üblicherweise nicht eingelöst wird. Die eigentliche Belohnung besteht in der klassischen roten Manschette, die das Buch fortan in den Buchläden schmückt und es in vielen Fällen zu Bestsellern macht. Der Roman "Die Anomalie" von Hervé Tellier, der im vergangenen Jahr ausgezeichnet wurde, wurde in Frankreich mehr als eine Million Mal verkauft.



Die Jury besteht aus zehn Mitgliedern, die sich jeden ersten Dienstag im Monat im Pariser Restaurant "Drouant" treffen. Aktuell sind es sieben Männer und drei Frauen. Die Jury hat in der Vergangenheit einige Romane nicht ausgezeichnet, die später zu Klassikern der französischen Literatur wurden, etwa von Marcel Proust. Romain Gary ist der einzige Schriftsteller, der den Preis zwei Mal erhielt, aber auch nur, weil er den zweiten Roman unter einem Pseudonym veröffentlicht hatte. (AFP)