Französische Philosophin Elisabeth Badinter: "Es ist idiotisch, den Burkini zu verbieten"

Die französische Philosophin Elisabeth Badinter hält ein Verbot des Ganzkörperbadeanzugs Burkini in ihrem Heimatland für verfehlt. Zugleich warb sie in einem Interview der "Welt" (Montag) um Verständnis für die besondere Situation in Frankreich. "Bislang hat kein anderes Land in Europa erlitten, was wir erleben, nämlich die schnelle Aufeinanderfolge von Attentaten, den puren Schrecken." Es sei "idiotisch, den Burkini zu verbieten, aber es zeigt, dass wir am Ende sind: Wir können schlicht nicht mehr".

Polizisten hatten Medienberichten zufolge Ende August eine muslimische Frau am Strand in Nizza angehalten, Teile ihrer Kleidung auszuziehen. Offenbar trug die Frau jedoch keinen Burkini. Der Vorfall sorgte international für Schlagzeilen. Mit Verweis auf die seither neu befeuerte Debatte um den Burkini nannte es Badinter einen "Gipfel der Unhöflichkeit und der Gleichgültigkeit", sollten sich muslimische Frauen in diesem Kleidungsstück am Strand von Nizza zeigen, wo kurz zuvor nach einem islamistischen Attentat 86 Menschen getötet worden waren. Verbote jedoch förderten nur "die schlimmsten Spaltungen".

Weiter kritisierte die Philosophin die Reaktionen der französischen Muslime nach den Anschlägen als zu zögerlich. Erst, als dem französischen Priester Jacques Hamel im Juli von islamistischen Terroristen die Kehle durchgeschnitten worden sei, habe man sich deutlich von dem Terror distanziert. Inzwischen beobachte sie, so Badinter, dass gerade muslimische Frauen "aufbegehren und sagen: Uns reicht's." Die Wende müsse aus dem Innern des Islam kommen. Alles andere führe nicht weiter. (KNA)

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