Frankreichs Rechtsaußen Zemmour vor Präsidentschaftskandidatur

Paris. In Frankreich will der rechtsextreme Publizist Eric Zemmour offenbar bei der Präsidentenwahl im nächsten Jahr antreten. In einer E-Mail an seine Anhänger wurde die Kandidatur noch für Dienstag angekündigt. "Bis jetzt war es nur ein Aufwärmen. Das eigentliche Rennen beginnt", hieß es darin weiter. Auf Twitter postete Zemmour ein Bild einer Sanduhr. Der ehemalige Journalist, der für seine rigorose Anti-Migrationspolitik bekannt ist, hat mit seiner polarisierenden Sprache und Auftreten die Vorwahlen dominiert. Doch nach einem kometenhaften Aufstieg in den Meinungsumfragen, von denen mehrere ihm den Einzug in die Stichwahl voraussagten, hat seine Popularität zuletzt gelitten.



Zemmours polarisierende und scharfe Kritik am Islam und an der Einwanderung hat ihm, sowohl Unterstützung aus der Wählerschaft der etablierten rechtsextremen Partei Rassemblement National von Marine Le Pen als auch der konservativen Rechten gebracht. Der Rechtspopulist, der wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, sollte noch am Abend in der Nachrichtensendung des Senders TF1 auftreten, ein üblicher Schritt für Präsidentschaftskandidaten. Die meisten Meinungsumfragen sagen eine Stichwahl zwischen dem amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron und Le Pen im April voraus und sehen Macron als Favoriten. Zemmour hatte jedoch eine Zeit lang vor Le Pen gelegen, und einige Umfragen deuten auf ein enges Rennen um Platz zwei.



Allerdings hatte Zemmour erst am Wochenende wieder angeeckt und für einen Eklat gesorgt. Nach einem turbulenten Wahlkampfauftritt in Marseille wurde er fotografiert, wie er einer Demonstrantin, die ihm den Mittelfinger zeigte, die gleiche beleidigende und obszöne Geste entgegnete. Ärger hatte die Reizfigur zuletzt auch mit dem Boulevardmagazin "Closer". Zemmour verklagte das Magazin, weil es behauptet hatte, seine wichtigsten politische Beraterin erwarte ein Kind von ihm. (Reuters)