Flüchtlingslager im Libanon: Kampf gegen Kälte, Matsch und Schnee

Bereits unter normalen Bedingungen ist das Leben in den Flüchtlingslagern im libanesischen Bekaa-Tal hart, doch nach einer Reihe von Winterstürmen sind die Zeltstädte praktisch unbewohnbar geworden. "Wir haben die ganze Nacht damit verbracht, das Zelt zu leeren, doch das Wasser strömte immer wieder nach", erzählt der Syrer Thaer Ibrahim Mohammed, ein rot-weißes Tuch um den Kopf gewickelt, nachdem das Lager zum zweiten Mal von einem Sturm heimgesucht wurde. "Dies ist der schlimmste Winter bisher."

Mohammeds Zelt liegt im Camp 040 am Rande des Dorfes Delhamijeh im fruchtbaren Bekaa-Tal, das im Winter von schneebedeckten Bergrücken flankiert wird. Nach heftigen Regenfällen hat der Litani-Fluss das Lager überschwemmt, so dass die Kinder in Gummistiefeln durch die schlammigen Straßen waten, als endlich die Sonne wieder herauskommt. Viele der auf Betonplatten errichteten Zelte stehen unter Wasser.

"Dieses Jahr gab es viel Regen. Doch die Hilfsorganisationen haben die Unterstützung reduziert", klagt Abu Ahmad aus der syrischen Stadt Homs, der wie viele Flüchtlinge bereits den siebten Winter im Libanon verbringt. "Glaubt ihr, diese Planen halten uns warm oder schützen vor dem Wasser? Sie haben uns nichts gegeben, keine neuen Planen, kein Brennholz, nichts", kritisiert der junge Mann, während er auf einem Ziegelstein in einer großen Pfütze balanciert.

Hilfsorganisationen sagen, sie würden ihr Bestes tun, um die Bedürftigsten unter den 340.000 Flüchtlingen im Bekaa-Tal zu versorgen. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk sind fast 24.000 Menschen von den Winterstürmen betroffen. Auch die 20-jährige Fatima musste mit ihrer Familie Zuflucht bei Nachbarn suchen. "Das Zelt ist komplett überschwemmt, wir können da nicht leben. Also haben wir unsere Sachen genommen und sind weg", sagt sie.

Auch in Syrien selbst haben die heftigen Niederschläge zu Überschwemmungen geführt. Im Dorf Darkusch in der Provinz Idlib ist der Orontes über die Ufer getreten, so dass viele Straßen und Häuser bis zu einem Meter unter Wasser stehen. "In den meisten Jahren gibt es Hochwasser, doch dieses Jahr ist es richtig schlimm wegen der sintflutartigen Regenfälle", sagt der Bauer Abu Ihab, während er mit seinem Boot durch die Straßen navigiert.

Der 49-Jährige ist einer der wenigen Einwohner des in einem engen Tal gelegenen Dorfes nahe der türkischen Grenze, der ein Boot besitzt. Im Sommer geht er damit auf dem Orontes fischen, doch nun bietet er Einwohnern kostenlose Fahrten an, um Verwandte zu besuchen, Einkäufe zu machen oder die Kinder zur Schule zu bringen. "Im Winter gehe ich meist kaum aus dem Haus, weil es kalt ist und regnet", erzählt er. "Dieses Jahr hatte ich aber das Gefühl, dass die Leute mich brauchen." (AFP)