Eskalierende Gewalt in Idlib: UN bekräftigen Ruf nach Waffenruhe

Angesichts eskalierender Spannungen im syrischen Rebellengebiet Idlib haben die Vereinten Nationen ihre Rufe nach einem neuen Anlauf für eine Waffenruhe bekräftigt. Bei einer aktuell angesetzten Sitzung des UN-Sicherheitsrates beschrieben der UN-Vermittler für Syrien, Geir Pedersen, und UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock am Mittwoch ein düsteres Bild von der Lage vor Ort.

In den vergangenen zwei Monaten seien knapp 600.000 Menschen in der Region um Idlib auf der Flucht gewesen, die meisten davon Kinder, sagte Lowcock. Die nicht von syrischen Truppen kontrollierten Gebiete seien zunehmend überfüllt. Wie auch Lowcock betonte Pedersen die «dringende Notwendigkeit» einer Waffenruhe.

Bei russischen Luftangriffen auf die Stadt Idlib wurden nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Menschenrechtsbeobachter am Donnerstag mindestens 10 Zivilisten getötet. Zuvor seien sieben Zivilisten von syrischer Artillerie bei Aleppo getötet worden. Die syrischen Truppen rückten weiter in das an die Türkei grenzende und von Islamistenmilizen beherrschte Rebellengebiet vor. Über getötete Islamistenkämpfer berichteten die Menschenrechtsbeobachter nicht.

Idlib ist nach fast neun Jahren Bürgerkrieg in Syrien das letzte große Rebellengebiet. Russland und der Iran als Unterstützer der syrischen Regierung sowie die Türkei als Unterstützer der Rebellen hatten Idlib 2017 zu einer sogenannten Deeskalationszone erklärt. Kontrolliert wird das Gebiet von der Miliz Hayat Tahrir al-Scham (HTS), die dem Terrornetzwerk Al-Qaida nahe steht.  In der Region leben nach Schätzungen rund drei Millionen Menschen.

Zuletzt hatten die syrische Armee und sein Verbündeter Russland ihre Angriffe auf die Region verstärkt und größere Geländegewinne für sich verbucht. Dabei hatte es immer wieder schwere Luftangriffe und Artilleriebeschuss gegeben.

Die Sitzung des UN-Sicherheitsrates am Mittwoch war von den USA, Großbritannien und Frankreich angefragt worden. Alle drei Länder forderten eine Feuerpause für die Region. Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja warf seinen Amtskollegen doppelte Standards vor. Extremistische Gruppen in Idlib griffen Zivilisten an, würde aber von den Ländern des mächtigsten UN-Gremiums nicht verurteilt. (dpa)