Erneut Proteste im Irak - Demonstranten ziehen zum Regierungsviertel

In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind die Proteste gegen die Regierung wieder aufgeflammt. Rund 1.000 Demonstranten zogen am Freitag zur sogenannten Grünen Zone, in der sich das Regierungsviertel und die ausländischen Botschaften befinden. Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Blendgranaten ein, um die Menge zurückzudrängen. Mediziner sprachen von zwanzig Verletzten, die im Krankenhaus wegen des Einsatzes von Tränengas behandelt wurden.

Der Unmut der Bevölkerung richtet sich seit längerem gegen die Regierung von Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi. Tausende hatten Anfang des Monats tagelang gegen hohe Arbeitslosigkeit, Korruption und Misswirtschaft protestiert. Bei schweren Auseinandersetzungen wurden einem am Montag veröffentlichten Regierungsbericht zufolge seinerzeit 149 Menschen getötet, weil die Sicherheitskräfte übermäßige Gewalt angewandt und scharf geschossen hätten.

Nach etwa zwei Wochen Unterbrechung setzten die Proteste nun wieder ein. Der führende schiitische Geistliche des Landes, Großajatollah Ali al-Sistani, rief Demonstranten und Sicherheitskräfte dazu auf, friedlich zu bleiben. Wahre Reformen und ein Wandel im Land müssten mit friedlichen Mitteln erreicht werden. Zugleich erklärte Al-Sistani, der sich allenfalls in Krisen ins politische Geschäft einmischt, die Sicherheitskräfte dürften Gewalt gegen privaten und öffentlichen Besitz nicht zulassen. Am Donnerstag hatte Ministerpräsident Abdul Mahdi erklärt, die Menschen hätten die Freiheit, ihre Meinung kundzutun. Gewalt werde aber nicht toleriert.

Trotz des Ölreichtums leben viele Iraker in Armut und haben nur begrenzt Zugang zu sauberem Wasser, Elektrizität, Bildung und Gesundheitsversorgung. Die Regierung hat Reformen versprochen. Ein 17-Punkte-Plan stellt unter anderem Unterstützung für Arbeitslose sowie Hinterbliebene von getöteten Demonstranten in Aussicht. (Reuters)