Erdbeben in Türkei und Syrien: Zahl der Todesopfer steigt auf über 11.000

Istanbul/Bonn. Auch am Mittwoch (8.2.2023) ist die Zahl der Erdbeben-Toten in der Türkei und in Syrien weiter gestiegen. Retter bergen immer mehr Leichen aus den Trümmern der Tausenden eingestürzten Häuser. Insgesamt wurden seit den verheerenden Erdstößen am Montagmorgen mehr als 11.700 Todesopfer gezählt, über 9.000 auf türkischem Gebiet. Hinzu kommen mehr als 50.000 Verletzte.

Während der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Unglücksregion im Süden seines Landes besuchte und den Betroffenen Unterstützung zusicherte, kamen aus aller Welt Helferteams an. Nach Behördenangaben sind in der Erdbebenregion der Türkei etwa 16.150 Einsatzkräfte in Rettungs- und Suchteams sowie 60.000 freiwillige Helfer im Einsatz - auch aus Deutschland.

Ein 50-köpfiges Team des Technischen Hilfswerks (THW), das auf die Ortung und Rettung von verschütteten Menschen spezialisiert ist, traf am Mittwochmorgen in der Türkei ein. Die Bundeswehr plant für Donnerstag drei Flüge zur Lieferung von Hilfsgütern. In einer Regierungserklärung bekräftigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Hilfsbereitschaft Deutschlands: "In Katastrophen wie dieser müssen wir zusammenrücken und uns gegenseitig unterstützen."

Im Vatikan rief Papst Franziskus die internationale Gemeinschaft am Mittwoch erneut zu Solidarität mit den Betroffenen des Erdbebens auf. Besonders ging er in der Generalaudienz auf die Not in den syrischen Gebieten ein, "die teilweise schon von einem langen Krieg zermartert sind". Die dortige Bevölkerung benötige dringend Hilfe, betonte das Kirchenoberhaupt.

Allerdings erschweren - im Gegensatz zur Türkei - internationale Sanktionen und Zugangsprobleme die Rettungsarbeiten in dem Bürgerkriegsland. Nach Darstellung von Malteser International können Hilfsorganisationen derzeit nicht direkt in Syrien einreisen. Die Arbeit müsse daher von der Türkei aus koordiniert werden. "Wir setzen die Hilfe für die Menschen im Nordwesten Syriens über langjährige lokale Partnerorganisationen um. Diese übernehmen die Verteilung der Hilfsgüter an die betroffenen Menschen", teilte Malteser-Nothilfeleiter Oliver Hochedez mit.

Die Bundesregierung erklärte indes, Hilfslieferungen für Syrien seien nicht durch Sanktionen beeinträchtigt. "Die EU-Sanktionen richten sich nicht gegen Menschen in Syrien, sondern gegen das Regime und seine Unterstützer, Profiteure der Kriegswirtschaft und Personen, die schwerste Menschenrechtsverletzungen zu verantworten haben", erklärte eine Außenamtssprecherin in Berlin. Die Sanktionen verböten nur die Einfuhr weniger Güter. Lebensmittel, schweres Gerät für Bergungen und weitere humanitäre Hilfe seien ausgenommen.

Peter Fuchs, Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI), hält die Sanktionen hingegen durchaus für problematisch. So seien Banküberweisungen nach Syrien und von Syrien unmöglich. "In Deutschland oder Kanada lebende Syrer können daher ihren durch das Erdbeben obdachlos gewordenen Verwandten in Aleppo, Hama oder Latakia kein Geld überweisen", gab der Pfarrer zu bedenken. Kein syrisches Krankenhaus könne medizinische Geräte, Ersatzteile, Medikamente oder Generatoren im Ausland kaufen, wenn es diese nicht per Überweisung bezahlen könne. "Die syrische Bevölkerung wird durch das unmoralische Sanktionsregime von EU und USA seit Jahren kollektiv bestraft", kritisierte Fuchs. (KNA)