Ein Muslim als Kanzler? – Kontroverse in der CDU

Der Vorstoß des Unions-Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus (CDU) zur Frage einer möglichen künftigen Kanzlerschaft eines muslimischen CDU-Politikers sorgt für heftigen Widerspruch in der CDU, findet aber auch Zustimmung.

Der Unionsfraktionschef habe mit seinen Äußerungen "eine unglückliche Schlagzeile produziert", sagte der Chef der konservativen Werteunion in der CDU, Alexander Mitsch, der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstag). "Es wäre notwendig gewesen, gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass der politische Islam den Werten und Normen unserer europäisch-westlich und christlich geprägten Gesellschaft entgegensteht und deshalb keinen Einfluss in Deutschland gewinnen darf", so der CDU-Politiker.

Ein Muslim als Kanzler? "rein theoretisch denkbar, aber praktisch sehr unwahrscheinlich"

CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach hält einen muslimischen Kanzler mit CDU-Parteibuch zwar für "rein theoretisch denkbar, aber praktisch sehr unwahrscheinlich", wie er der "Passauer Neue Presse" erklärte. "Denn mir ist nicht bekannt, dass AKK, Friedrich Merz oder Jens Spahn beabsichtigen, zum Islam überzutreten", sagte er.

Brinkhaus hatte in einem Interview mit der evangelischen Nachrichtenagentur "Idea" auf die Frage, ob ein Muslim im Jahr 2030 für die CDU Bundeskanzler werden könne, mit dem Satz geantwortet: "Warum nicht, wenn er ein guter Politiker ist und er unsere Werte und politischen Ansichten vertritt."

Mit Fassungslosigkeit reagierte Vincent Kokert, CDU-Chef in Mecklenburg-Vorpommern, auf den Brinkhaus-Vorstoß. Kokert sagte der "Bild"-Zeitung (Donnerstag): "Beim besten Willen, ich kann nicht glauben, dass Ralph Brinkhaus das gesagt hat - nein, das glaube ich nicht!"

CDU-Bundesvorstand Elisabeth Motschmann sagte der Zeitung: "Wir verunsichern unsere Stammwähler mit dieser Diskussion. Angela Merkel und AKK sind erfolgreiche Spitzenfrauen der CDU. Wozu die Debatte über einen muslimischen Mann als Kanzler?" Anders als Brinkhaus sage, unterschieden sich die Werte des Islam sehr wohl von den deutschen Werten, so in Fragen der Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Alarmiert regierte auch Innenexperte Christoph de Vries (CDU). Der Berichterstatter für Kirchen, Religionsgemeinschaften, jüdisches Leben und die Islamkonferenz in der Unions-Fraktion, sagte der Zeitung: "Wer für die Union als Kanzler antritt, muss nicht christlich sein, aber christdemokratische Werte vertreten und sich Deutschland zugehörig fühlen." Dies gelte leider nicht für einen größeren Teil von Muslimen, die einem religiösen Fundamentalismus nacheiferten und sich ausländischen Staatschefs verbunden fühlten.

Die NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) sprang Brinkhaus bei: "Ralf Brinkhaus hat mit seiner Antwort lediglich klargestellt, dass bei uns in der CDU niemand aufgrund seines Glaubens benachteiligt wird, solange er unsere Werte und politischen Ansichten vertritt." Etwas anderes zu vertreten, passe weder in eine Volkspartei noch in eine Partei, die die eigene Verfassung ernst nehme.

Auch Schleswig-Holsteins CDU-Bildungsministerin Karin Prien unterstützte den Vorstoß gegenüber "Bild": "Selbstverständlich könnte auch ein muslimischer Christdemokrat, ein Hindu oder ein Atheist für die CDU Bundeskanzler werden", sagte Prien. (kna)