Die Angst vor neuen Protesten in Ägypten wächst

Rund 2.000 Menschen sollen nach den ersten Demonstrationen gegen Staatschef Al-Sisi verhaftet worden sein. Dennoch wird jetzt mit noch größerem Protest gerechnet. Im Internet wurde zu einem "Millionenmarsch" aufgerufen.

Millionenfach wurden die Videos von Mohammed Ali in Online-Netzwerken geteilt. Der in Spanien lebende Bauunternehmer und Schauspieler fordert darin eine "Volksrevolution". Für den heutigen Freitag hat er zu weiteren Protesten gegen Präsident Abdel Fattah al-Sisi und das ägyptische Militär aufgerufen, denen Kritiker Korruption und Misswirtschaft vorwerfen. Ali erhofft sich Massenkundgebungen mit einer Million Teilnehmern an zentralen Plätzen des Landes.

Die Sicherheitsbehörden jedenfalls sind alarmiert. Im Zentrum Kairos war bereits eine verstärkte Polizeipräsenz zu beobachten. Mehrere U-Bahn-Stationen blieben geschlossen, Straßen um den zentralen Tahrir-Platz wurden gesperrt. Schon in den vergangenen Tagen hatte die Polizei ihre Straßenkontrollen verstärkt und die Handys von Fußgängern teilweise auf Nachrichten und Fotos im Zusammenhang mit den Protesten durchsucht.

Vergangenes Wochenende war es in Kairo, Alexandria, Suez und Mansura zu Protesten mit Hunderten Teilnehmern gekommen. Einen so offenen Protest hatte es in Ägypten seit Jahren nicht gegeben. Entsprechend hart reagierten die Sicherheitskräfte darauf. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wurden seit vergangener Woche fast 2000 Menschen festgenommen. Viele von ihnen seien willkürlich verhaftet worden - nur weil sie "zur falschen Zeit am falschen Ort" waren, teilte HRW unter Berufung auf Rechtsanwälte Festgenommener mit.

Die Organisation kritisierte zudem die Zensur in dem nordafrikanischen Land. Demnach blockiert die Regierung in Kairo Websites und Online-Dienste, um weitere Proteste gegen al-Sisi zu unterbinden. Der General regiert das Land seit 2013, nachdem er den demokratisch gewählten islamistischen Präsidenten Mohamed Mursi gestürzt hatte. Tausende Islamisten, Regierungsgegner, Blogger und Aktivisten wurden in den vergangenen Jahren inhaftiert und teilweise verurteilt. (AFP/dpa)