Deutschland fördert Frauenrechte in arabischer Welt mit 50 Millionen

Die Bundesregierung hat seit Beginn des «Arabischen Frühlings» 50,8 Millionen Euro für Projekte zur Stärkung der Rechte von Frauen in der Region ausgegeben. Wie aus einer Antwort auf eine Frage der Grünen hervorgeht, war Ägypten mit 7,2, Millionen Euro das Land, in das die meisten Fördermittel flossen, gefolgt von Tunesien und Marokko mit jeweils etwas mehr als zwei Millionen Euro. Die meisten der insgesamt 44 Projekte umfassten demnach mehrere Staaten der arabischen Welt.

Frauen und Mädchen waren zwar 2011 in allen arabischen Umbruchstaaten an Protestdemonstrationen beteiligt gewesen. Internationale Menschenrechtsorganisationen sind jedoch nicht der Auffassung, dass sich die Situation der Frauen in diesen Staaten im Vergleich zu 2010 insgesamt verbessert hätte. 

«Rund 50 Millionen Euro in fünf Jahren, verteilt auf eine so große Region erscheint mir sehr dürftig», sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner. Jene, die jetzt pauschal über nordafrikanische Männer redeten, sollten sich fragen, ob diese Summe wirklich ausreichend sei, um etwas für die Stärkung der Rechte der Frauen in der arabischen Welt zu erreichen.

Frauen sind nach Experteneinschätzung die Verliererinnen des sogenannten Arabischen Frühlings, der vor fünf Jahren begann. Während der Demonstrationen sei der Aktivismus «aus vielen Frauen buchstäblich herausgeprügelt» worden, erklärte die Direktorin der Region Mittlerer Osten und Nordafrika der SOS-Kinderdörfer, Alia Al-Dalli, am Dienstag in München. Sie unterstrich aber auch positive Aspekte der Protestbewegung. Der Arabische Frühling erfasste seit Dezember 2010 von Tunesien aus ganz Nordafrika, führte zu Massenprotesten und zum Sturz zahlreicher Regimes. In Ägypten begannen die Proteste am 25. Januar 2011.

Viele Gesetze würden heute viel konservativer ausgelegt und grenzten die Bewegungsfreiheit von Frauen ein, erläuterte Al-Dalli, die für die SOS-Kinderdörfer in Casablanca arbeitet. «Hier müssen wir uns verstärkt für die Rechte von Mädchen und Frauen einsetzen und gleiche Bildungschancen fördern.» Durch Beratungen ließen sich legale Wege aufzeigen, wie sich Frauen emanzipieren könnten. Zudem fördere die Organisation Initiativen, «um Mädchen zu helfen, ihre Träume zu leben».

Grundsätzlich hätten die Menschen in den arabischen Ländern durch die Proteste gelernt, «was sie bewegen können, wenn sie sich vernetzen», ergänzte die Expertin. «Das ist eine sehr positive Entwicklung.» Der Arabische Frühling sei außerdem noch nicht beendet. Es sei zwar zu beobachten, «dass die Unterdrückung zugenommen hat und konservative Strömungen populärer geworden sind», fügte Al-Dalli hinzu. Doch das Feuer sei entfacht und werde «so schnell auch nicht wieder erlöschen». (dpa/KNA)