Deutsches Iran-Geschäft zieht an - "Banken finanzieren stärker"

Das deutsche Iran-Geschäft ist ungeachtet der US-Sanktionen wieder in Schwung gekommen. Die Exporte in die Islamische Republik wuchsen im ersten Quartal gegen den Trend um 16,8 Prozent auf mehr als 394 Millionen Euro, wie aus Reuters vorliegenden Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Zum Vergleich: Die gesamten Ausfuhren fielen von Januar bis März um 3,3 Prozent wegen der Corona-Krise.

Die Deutsch-Iranische Handelskammer führt das Plus zu einem Teil auf die Lieferung medizinischer Güter im Zusammenhang mit der Pandemie zurück, nennt aber auch den verbesserten Zugang zu

Finanzierungen als Grund.

Masken und andere Schutzausrüstungen bezögen die Iraner weniger aus Europa, sondern in der Regel direkt aus China, sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied Michael Tockuss. "Auffällig viel gekauft wurde Medizintechnik und andere wichtige Dinge wie Vormaterialien für die lokale Medikamentenproduktion."

Das anziehende Iran-Geschäft habe aber auch strukturelle Gründe. "Erste Banken sind wieder stärker in die Exportfinanzierung gegangen", sagte Tockuss. "Deutsche Banken halten sich zwar immer noch stark zurück, aber iranische Banken haben das Feld wieder stärker für sich erschlossen. Das haben sie früher in diesem Umfang nicht gemacht. Auch für größere Projekte ist deshalb wieder Geld da."

Die Kammer erwartet auch im Gesamtjahr ein Plus bei den Exporten in das Land. "Wir rechnen mit einem Zuwachs von zehn bis 15 Prozent", sagte ihr Vorstand. "Das liegt einfach daran, dass zwar die Rahmenbedingungen mit niedrigem Ölpreis nicht gut sind. Aber der Iran hat sich auf diese Situation eingestellt." So werde die Besteuerung konsequenter durchgesetzt als bislang, was die Finanzen dort stabilisiere.

Der Iran hatte sich 2015 zur Begrenzung seines Atomprogramms bereiterklärt, im Gegenzug wurden die meisten Sanktionen gegen das Land aufgehoben. Die USA unter ihrem Präsidenten Donald Trump stiegen aber 2018 aus dem Abkommen aus und verhängten Sanktionen, die auch auf Drittstaaten und deren Unternehmen wirken. Die exterritoriale Wirkung der US-Sanktionen zwingt die meisten Unternehmen dazu, sich zwischen dem US-Markt oder dem Iran zu entscheiden. Dadurch hatten sich die deutschen Exporte in das Land im vergangenen Jahr etwa halbiert. (Reuters)