Deutsche Welle will türkischen TV-Kanal

Die Deutsche Welle (DW) will in den nächsten Jahren einen türkischsprachigen Fernsehkanal aufbauen. Der Intendant des deutschen Auslandssenders, Peter Limbourg, erklärte am letzten Mittwochabend vor dem Bundestags-Kulturausschuss, Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die im geplanten Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vereinbarte Erhöhung des DW-Etats auch realisiert werde. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) begrüßte das Vorhaben, unter «Zensurbedingungen» in der Türkei entstehenden Informationsangeboten qualitativ hochwertigen Journalismus entgegenzusetzen.

«Die Stimme der Demokratie muss in türkischer Sprache zu hören und zu sehen sein», erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall am letzten Donnerstag in Berlin. Die faktische Abschaffung der Pressefreiheit in der Türkei seit dem gescheiterten Militärputsch habe dazu geführt, dass die regierende AKP darüber entscheide, welche Nachrichten und Informationen wie berichtet würden. «Das ist näher an Propaganda als an aufklärender Berichterstattung», sagte Überall. Mit einem türkischsprachigen Kanal der Deutschen Welle werde das Informationsangebot erweitert: «Der Bundestag sollte die dafür erforderlichen Mittel unbedingt zur Verfügung stellen.»

Limbourg hatte in der Sitzung des Bundestags-Kulturausschusses die Planung der Deutschen Welle für die Jahre 2018 bis 2021 vorgestellt. Derzeit verfügt die Deutsche Welle über ein deutsches, englisches, spanisches und arabisches Fernsehprogramm.

Nach Angaben Limbourgs konnte der Auslandssender seine Reichweite von 101 Millionen wöchentlichen Nutzerkontakten im Jahr 2012 auf 157 Millionen im vergangenen Jahr erhöhen. Es sei das erklärte Ziel des Senders, seine Reichweite in den kommenden Jahren auf 210 Millionen wöchentliche Nutzerkontakte auszubauen, sagte Limbourg. Reichweite sei zwar nicht alles, aber ohne Reichweite sei eben auch keine Wirkung zu erzielen.

Rund 85 Millionen Nutzer erreicht der Sender den Angaben zufolge über sein Fernsehprogramm und jeweils 36 Millionen über sein Radio- und sein Online-Angebot. Während die Nutzung des Radio-Programms leicht gesunken sei, steige hingegen die Nutzung des TV- und des Online-Angebots deutlich. Daher müsse die Deutsche Welle auch konsequent den Wandel in ein komplett digital ausgerichtetes Medienunternehmen vollziehen. Schwerpunktregionen sollen in den kommenden Jahren Russland und Osteuropa, die Türkei, die arabische Welt, Subsahara-Afrika, Afghanistan, Pakistan und der Iran sein. (epd)