Deutsche wegen Terrorvorwurfs in Türkei vor Gericht

Neue Belastungsprobe für die deutsch-türkischen Beziehungen: Einer Frau mit deutschem Pass drohen laut einem Bericht mehrere Jahre Haft. Unterdessen kam ein anderer Deutscher unter Auflagen wieder frei.

Die Angeklagte habe ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft, berichten "SZ", WDR und NDR unter Berufung auf ihnen vorliegende Informationen. Der Frau, die in der südosttürkischen Stadt Karaman wegen Terrorvorwürfen vor Gericht steht, drohten mehrere Jahre Haft.

Die Staatsanwaltschaft legt der 49-Jährigen demnach eine Nähe zur Gülen-Bewegung zur Last. Diese macht die Regierung in Ankara für den gescheiterten Putschversuch vom Juli vergangenen Jahres verantwortlich, was unter anderem der Bundesnachrichtendienst (BND) anzweifelt. Türkischen Ermittlungen zufolge soll die Deutsche eine lokalen Frauen-Bewegung innerhalb des Netzwerks des Predigers Fethullah Gülen geleitet haben, was strafverschärfend gewertet werden könnte.

Die türkischstämmige Deutsche lebte dem Bericht zufolge 20 Jahre in Südwestdeutschland und besitzt seit 15 Jahren den deutschen Pass. Nach dem Tod ihres Ehemanns sei sie vor etwa drei Jahren wieder in die Türkei gezogen. Sie war demnach im vergangenen Jahr die erste Deutsche, die nach dem Militärputsch bereits im August 2016 verhaftet wurde.

Nach einer Intervention des Auswärtigen Amts sei sie zwar zwei Wochen später wieder freigekommen, durfte die Türkei aber nicht verlassen. Ein konsularischer Vertreter war laut "SZ" bei dem Prozessauftakt wohl nicht anwesend.

Die Inhaftierung deutscher Staatsbürger in der Türkei belastet seit Monaten die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Prominente Fälle sind die Journalisten Deniz Yücel und Mesale Tolu sowie der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner.

Am Donnerstag war ein Deutscher, der vergangene Woche in Antalya festgenommen worden war, unter Auflagen freigekommen. So darf er die Türkei nicht verlassen. Seine mit ihm festgenommene Frau war bereits am Montag aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden und nach Deutschland ausgereist. Auch ihnen werden Verbindungen zur islamischen Gülen-Bewegung vorgeworfen.

Die Festnahme der beiden hatte die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Ankara und Berlin weiter belastet. Das Auswärtige Amt verschärfte daraufhin seine Reisehinweise für die Türkei. (AFP)