Deutsch-türkischer Schriftsteller Feridun Zaimoglu wird Mainzer Stadtschreiber

Die Jury des Literaturpreises, der seinem Träger 12.500 Euro einbringt, würdigte am Freitag (20.2.) vor allem Zaimoglus Sprache. Mit seinem 1995 erschienenen Debütroman "Kanak Sprak" habe er der deutschen Literatur eine kraftvolle Kunstsprache geschenkt, die den Sound türkischstämmiger Jugendlicher authentisch einfange. Zugleich sei er ein großer Erzähler von Liebesdramen mit mal hitzigem, mal frostig-musikalischem Sprachstil.

Der Schriftsteller schreibt seine Bücher komplett auf einer elektrischen Schreibmaschine und verzichtet außerdem auf das Internet. "Ich will mir die Sprache nicht versaubeuteln lassen von einem Computer", so Feridun Zaimoglu. Er wolle gar nicht technikfeindlich wirken, aber für ihn sei das der richtige Weg.

Schriftstellerisch und politisch aktiv

Zaimoglu wurde 1964 in Bolu in der Türkei geboren und kam 1969 mit seinen Eltern nach Deutschland. Aufgewachsen ist er in Berlin und München. Seit 1984 lebt der mittlerweile 50-Jährige in Kiel. Sein letzter Roman "Isabel" stand 2014 auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. "Er hat sich thematisch von der Migrationsproblematik wegentwickelt. Sprachdifferenz und das Zwischensprachliche sind aber nach wie vor präsent in seinem Schaffen", sagt Dilek Dizdar, Professorin für Interkulturelle Germanistik an der Uni Mainz über Zaimoglu.

Abseits von seinen schriftstellerischen Tätigkeiten ist Zaimoglu auch regelmäßig als aktiver Teilnehmer an politischen Diskussionen beteiligt. 2006 war er bei der Ersten Deutschen Islamkonferenz dabei, 2009 nahm er für die Grünen an der Wahl zum Bundespräsidenten teil.

Der Literaturpreis wird seit 1985 von der Stadt Mainz zusammen mit den Fernsehsendern ZDF und 3sat vergeben. Neben dem Preisgeld in Höhe von 12.500 Euro bekommt der Preisträger für ein Jahr eine Wohnung im Mainzer Gutenberg-Museum zur Verfügung gestellt, wo er sich schriftstellerischen Arbeiten widmen kann. Außerdem hat der Stadtschreiber die Möglichkeit, mit dem ZDF eine Dokumentation nach freier Themenwahl zu produzieren. (dpa/stadt mainz/zdf)