Debatte um Blasphemie und Bärte in Pakistan

Der aktuelle Report des US-Außenministeriums über die Religionsfreiheit in Pakistan hat Befürworter und Gegner des Blasphemiegesetzes mobilisiert. Bei einer Protestveranstaltung vor dem Karachi Press Club forderte die christliche Kleinpartei National Christian Party (NCP) eine Reform der Gesetzgebung, wie der asiatische Pressedienst Ucanews (Donnerstag) berichtete. Christen seien Pakistans größte und loyalste Minderheit, würden aber durch den Missbrauch des Gesetzes eingeschüchtert, so NCP-Chef Shabbir Shafqat.

Unterdessen hat den Angaben nach ein Politiker der regierenden Pakistanischen Bewegung für Gerechtigkeit (PTI) von Premierminister Imran Khan Oppositionschef Khawaja Asif von der Muslimliga wegen Blasphemie angezeigt. Asif, früherer Außenminister des Landes, hatte in einer Rede im Parlament alle Religionen der Welt als gleichberechtigt bezeichnet. "Nach dem Geist der Scharia ist das ein schweres Verbrechen. Die ganze islamische Welt wurde beleidigt", erklärte darauf der PTI-Politiker.

Als weiteres Zeichen der wachsenden Intoleranz, auch innerhalb der Muslime, gilt die Forderung einer Abgeordneten der oppositionellen islamischen Partei Pakistan Muslim League-Nawaz (PML-N) im Provinzparlament Punjab nach einem Verbot "modischer" Bärte. Der Bart sei eine Tradition des Propheten. "Deshalb sollte ein Gesetz zur strengen Bestrafung derjenigen erlassen werden, die Bärte in modischen Stilen rasieren", hieß es in der Petition der Abgeordneten Rukhsana Kausar.

In ihrem Pakistanreport 2020 empfiehlt die Kommission für internationale Religionsfreiheit des US-Außenministeriums, das mehrheitlich islamische Pakistan wegen systematischer, anhaltender und ungeheurer Verstöße gegen die Religionsfreiheit als "Land von besonderer Bedeutung" auszuweisen.

Kritiker des pakistanischen Blasphemiegesetzes wurden zuletzt häufiger Opfer von Gewalttaten. Anfang 2011 fielen kurz hintereinander der Gouverneur des Punjab, Salaman Taseer, sowie der Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, Attentaten islamistischer Fanatiker zum Opfer. Beide hatten sich für eine Reform des Blasphemiegesetzes eingesetzt.

Im Mai 2020 war zudem der Schwager der pakistanischen Katholikin Asia Bibi ermordet worden. Bibi war als erste Frau nach dem Blasphemiegesetz zum Tode verurteilt worden, bevor der Oberste Gerichtshof das Urteil 2018 aufhob und ihr die Ausreise gestattete. (KNA)