Coronavirus: Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan ohne Besuche in der islamischen Welt

Über Wochen haben Muslime weltweit tagsüber auf Essen und Trinken verzichtet. Jetzt steht eigentlich eine Zeit des gemeinsamen Feierns an. Doch wegen Corona wird es kein gewöhnliches Zuckerfest sein.

Nach entbehrungsreichen Wochen ist für Millionen Muslime weltweit der Fastenmonat Ramadan zu Ende gegangen. Am Sonntag begann das mehrtägige Fest des Fastenbrechens, das in der Türkei auch Zuckerfest genannt wird, jedoch im Schatten der Corona-Pandemie.

Sonst kommen zu dieser Zeit Muslime in Moscheen und mit ihren Familien zusammen, um gemeinsam zu beten und zu feiern. Doch um eine Ausbreitung von Corona zu verhindern, haben viele Länder strikte Ausgangsbeschränkungen erlassen, so dass die Gläubigen zu Hause bleiben müssen.

Während des Ramadans, der Ende April begonnen hatte, durften gläubige Muslime zwischen Sonnenaufgang und -untergang nichts essen und trinken. Das Fasten gehört zu den so genannten fünf Säulen des Islams. Das Ende des Fastenmonats richtet sich nach dem Mond. Wie der Ramadan beginnt das arabisch Eid al-Fitr genannte Fest mit der Sichtung des Neumonds. Vor allem Kinder bekommen dann Geschenke und Süßigkeiten.

Die Moscheen sind jedoch in den allermeisten Ländern seit Wochen geschlossen - und bleiben es auch während des Eid al-Fitr. Vor allem die Länder am Persischen Golf hatten in vergangenen Tagen hohe Zahlen neuer Corona-Fälle gemeldet. So registrierte Saudi-Arabien in dieser Woche täglich weit mehr als 2.000 neue Infizierungen. Insgesamt haben sich in dem Königreich mehr als 72.000 Menschen angesteckt.

Die einflussreiche Al-Azhar-Lehranstalt in Kairo stufte Feiertagsgebete zu Hause wegen der Pandemie als «zulässig» ein. Eine staatlich betriebene Moschee durfte dort am Sonntag aber öffnen, wo sich einige wenige Gläubige versammelten. «Wir sehnen uns danach, wieder in Moscheen zu beten», sagte ein Kleriker in einer Predigt laut einer Übertragung im ägyptischen Staatsfernsehen.

Um die Krise in den Griff zu bekommen, kündigte Saudi-Arabien zum Ende des Ramadans eine strenge mehrtägige Ausgangssperre an. Die gesamte Gesellschaft müsse «diese besonderen Umstände verstehen», sagte König Salman am Samstag. Auch die benachbarten Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ordneten Gebete zu Hause an. Das Gesundheitsministerium wies zudem darauf hin, dass es besser sei, Geldgeschenke an Kinder zu überweisen - statt Scheine zu geben.

Qatar forderte die Öffentlichkeit auf, an Eid al-Fitr niemanden zu besuchen und auch keinen Besuch zu empfangen. Auch Ägypten intensiviert die bestehenden Ausgangsbeschränkungen an den Festtagen. Der öffentliche Nahverkehr wird in dieser Zeit teilweise eingestellt. Restaurants, Parks und Strände bleiben geschlossen.

«Eid ist dieses Jahr anders», sagte Spielzeughändler Nasim Sadik der Deutschen Presse-Agentur in Tunesiens Hauptstadt Tunis. «Seit dem Morgen sind keine Kinder aufgetaucht.» Moscheen blieben in Tunesien ebenfalls geschlossen.

Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verhängte wegen der Corona-Krise eine viertägige Ausgangssperre über die Feiertage am Ende des Fastenmonats. Nur Senioren ab 65 Jahre - die seit Wochen komplett zu Hause bleiben müssen - dürfen mit einer Sondergenehmigung in ihre Heimatprovinzen reisen. Der Chef der Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbas, betete am Sonntag mit einer begrenzten Anzahl Gläubiger in einer Moschee in Ankara - landesweit blieben die Moscheen aber geschlossen. Erst am 29. Mai soll das gemeinschaftliche Gebet wieder schrittweise aufgenommen werden.

Vor allem Saudi-Arabien leidet unter der Corona-Krise. Dem ölreichen Land machen die niedrigen Ölpreise zu schaffen, von denen seine Einnahmen abhängen. Zudem droht die große Wallfahrt Hadsch, die Ende Juli beginnt, in diesem Jahr auszufallen. Normalerweise kommen dann fast zwei Millionen Gläubige aus dem Ausland in die für Muslime heilige Stadt Mekka und bescheren dem Land hohe Einnahmen. (dpa)